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153. Der Slachelbeerstrauch.
Neues Leben regt sich in der Natur. Der Stachelbeerstrauch ent—
faltet seine glänzend grünen Blätter. Unter den Blättern tritt gleich
das rötliche Köpfchen der Blütenknospen mit hervor. Hat die April—
sonne einige Tage warm geschienen, so ist der Strauch über und über
grün, und die geöffneten Blüten geben den summenden Bienen Nahrung.
Bisweilen kommt wohl auch noch ein Schneeschauer, der dem kugeligen,
grünen Bäumchen eine Wintermütze aufstülpt; das schadet ihm aber
nichts. Nun entwickeln sich die länglichen oder runden Früchte, die an
Größe und Farbe verschieden sind. Anfangs hart und sauer, werden
sie später weich und recht wohlschmeckend. Damit die Beeren nicht vor—
eilig und unreif gepflückt werden, hat der Strauch seine Zweige mit
spitzen Stacheln besetzt. Mancher übereilte und verstohlene Griff wird
von den spitzen Wächtern blutig zurückgewiesen. Noch mehr als lüsterne
Knaben schaden dem Strauche in manchen Jahren die Insekten, nament⸗
lich kleine Raupen, die ihn oft schon im Frühlinge bis auf die Zweige
kahl fressen, so daß er wie abgestorben aussieht.
Die Früchte des Stachelbeerstrauches erfreuen sich großer Beliebt—
heit bei allen Kindern. Auch die Mutter weiß die Stachelbeeren für
den Haushalt aufs beste zu verwenden. Sogar wenn sie noch unreif
sind, bereitet sie aus ihnen ein wohlschmeckendes Gericht, und durch
sorgfältiges Einmachen weiß sie dieselben für die Winterzeit auf—
zuheben. Auch kann man einen wohlschmeckenden Wein aus ihrem
Safte herstellen. Franke.
154. Der Rosenstoc.
Der Rosenstock ist vielen Tierchen ein helfender Freund. Der
Wickelraupe leiht er ein Blättchen, daß sie sich ein Bett daraus forme,
der Wespe ein anderes, daß sie ihr Zimmer damit tapeziere. Die
Blätter des einen Zweiges breitet er duldsam für eine Herde Blatt—
läuse als Weideplätze aus, in ein Blatt eines anderen Zweiges nimmt
er die Eier der Gallwespe auf. Ja, er baut ihr sogar ein sonderbares
Haus, den Rosenapfel. In ihren Blüten beherbergt die Rose stündlich
Gäste: den goldiggrünen Rosenkäfer und die winzige Fliege, die fleißige
Biene und den bunten Schmetterling. Am freundlichsten dient sie dem
Menschen. Unter der Hand des Gärtners wird sie hier zum zierlichen
Zwergröschen, dort zur schlanken Moosrose. Sie färbt sich blaßrosa,
dunkelpurpurn, gelb, weiß, gar zweifarbig, wie der Gärtner es haben
will. Einmal bleibt sie einfach fünfblättrig, ein andermal bildet sie
wohl hundert Blütenblätter Sie erfreut den Menschen im Garten
und ebenso, wenn sie im Blumenstrauße das Stübchen ziert. Vom Kinde
Deutsches Lesebuch. U. Stufe.