Full text: [Stufe 2, [Schülerband]] (Stufe 2, [Schülerband])

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Es ist nicht eine einzelne Blüte, sondern eine Vereinigung von vielen 
Blütchen, und es sieht aus, als ob diese in einen kleinen Korb ge— 
stellt wären. Außen befinden sich zwei Reihen grüner Blättchen, der 
Hüllkelch. Der Boden dieses Korbes, der gemeinschaftliche Blütenboden, 
ist weiß und mit vielen Grübchen bedeckt. In jedem dieser Grübchen sitzt 
ein Blütchen mit goldgelber röhrenförmiger Krone, aus welcher feine 
Fädchen herausschauen. Käfer und Bienen besuchen die Blume oft und 
lassen sich den Honig in den Blütenröhrchen trefflich munden. Sie 
müssen aber kommen, so lange die Sonne scheint, denn bei Regenwetter 
oder nachts sind die Blütchen sorgsam verschlossen. Wenn die Blume 
einige Tage geblüht hat, verwelkt sie, und die Blütenröhrchen fallen ab; 
aber jetzt wird die Pflanze erst recht merkwürdig. Aus den Frucht— 
knoten, welche auf dem Blütenboden stehen geblieben sind, wachsen näm— 
lich nach oben feine Stielchen, von denen jedes oben ein Feder— 
krönchen trägt. Das Ganze sieht aus wie eine weiße Federkugel oder 
wie ein Wollkopf. Die Kinder nennen diese Köpfchen Lichtchen oder 
Laternchen, und es macht ihnen großes Vergnügen, wenn sie dieselben 
ausblasen können. Dann fliegen die Federn nach allen Richtungen aus 
einander, und der Wind hebt sie oft hoch in die Höhe und treibt sie 
weit fort. An jeder Feder hängt aber der braune Fruchtknoten, der 
ein Samenkörnchen enthält. Kommt dieses nun irgendwohin, wo es 
Erde und Feuchtigkeit findet, so fängt es an zu keimen, und es entsteht 
eine neue Pflanze. Daher begegnen uns die gelben Köpfe des Löwen— 
zahns zuweilen sogar auf Türmen und in Mauerritzen, wo der Wind 
ein wenig Staub zusammengefegt hat, der durch den Regen feucht ge— 
worden ist. Auch der Hirt, der auf den Bergen seine Herde weidet, 
sieht diese Pflanze gern, weil sie seinem Viehe ein treffliches Futter 
bietet. Er nennt sie aber Kuhblume. 
Die Blätter des Löwenzahnes werden im Frühlinge als Salat ver⸗ 
speist, und aus der faserigen Wurzel bereitet man einen heilsamen Thee. 
Nach P. Müller. 
157. Die Wiese und die Heuernte. 
Jedermann geht gern auf VWegen, die duron bunte Wiesen 
führon. Eine Wiese gewährt im Laufe des Jahres einen sehr ver- 
schiedenen Anblick. Im Vinter ist eine weisso Schneedecke darüber 
ausgebreitet. KLaum ist der Sdebnee hinweggetaut, so sprossen 
überall dio grünen Grasspitzchon hervor. Die Wiese sieht jetzt aus 
wie ein grüner Teppich. Bald erscheinen auch bunte Blumen dar- 
auf: Ganseblumehen, Himmelschlüsselohen, Anemonen, Veilchen, 
Hahnenfuss, Günsel und Gundermann. Pliosst ein klares Bächlein 
hindureh, so leuehten von seinem Rande die goldgelben Sumpfdotter- 
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