Full text: [Stufe 2, [Schülerband]] (Stufe 2, [Schülerband])

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Leckerbissen, um damit ihre lieben Hühner zu füttern, so läßt der Spatz 
gewiß nicht auf sich warten; er kennt die Zeit genau, in der sie in 
das Hühnerhaus geht. Jagt sie ihn weg, so fliegt er kaum einen Schritt 
beiseise, und man merkt ihm nicht die geringste Verlegenheit an. 
Kaum hat sie den Rücken gewendet, so ist er wieder da, und indem er 
aus Leibeskräften hineinwürgt, was er erwischte, sagt er zu den 
Hühnern: „Ihr dürft nicht glauben, daß dies Fressen für euch allein 
da ist! Ich will auch etwas haben! Verfleht ihr mich?“ — Die guten 
Hühner lassen sich in keinen Streit ein, sondern eilen nur, damit der 
Spatz mit seinen Kameraden nicht alles erwische; aber die Köchin 
kehrt jammernd zu ihrer Frau zuruück und klagt: „Ach, die unverschäm— 
ten Spatzen fressen das meistel! Sie lassen sfich nicht fortjagen.“ — 
Kaum fangen die Kirschen an, sich zu färben, so holt sich der Spatz 
eine Probe davon, und es fällt ihm nicht ein, zu sagen: „Erlauben Sie 
gütigst!“ Gott bewahre! Er benimmt sich, als ob die Kirschen für 
ihn allein gewachsen wären. Sind sie ersi reif, so kennt er vom frühen 
Morgen bis zum späten Abende gar keine andere Beschäftigung, als 
Kirschen zu fressen. Pfeift, klatscht in die Hände, schreit euch die Kehle 
wund, macht mit Klappern einen Höllenlärm, werft mit Steinen und 
Prügeln nach ihm, schießt, so oft ihr wollt: das nützt euch alles nichts 
Der Spatz lacht euch nur aus und frißt seine Kirschen doch, und 
ist es nicht auf diesem Baume, so ist es auf einem anderen, und ihr 
müßt froh sein, wenn ihr noch einen kleinen Rest retten könnt. Auch 
diesen gönnt er euch nicht einmal. Laßt nur ein Fenster offen, wo 
ihr sie verwahrt, bald werdet ihr merken, daß ein Dieb da gewesen ist. 
Ebenso unverschämt treibt er es auf den Feldern, wenn die Frucht 
reif wird. Fragt nur die Bauern, die können euch Stückchen erzaͤhlen, 
die alle das Zuchthaus verdienten. Selbst auf ihren Kornböden können 
sie ihr Getreide nicht sichern; der Spatz holt sich sein Teil selbst, und 
das alle Tage. Vom Reisen ist er kein Freund; er bleibt im Wimer 
da und denkt: „Ich kann mir ja mit Stehlen helfen!“ — Ist das nicht 
arg? — Werdet nicht wie die Spatzen! Walkher. 
264. Der Huse. 
Der Hase halt sich mehr in Peldern als in Waldern 
auf. Jüger und Jagdhunde sind seine schlimmsten Neinde. 
Die Juger nennen in ihrer Jugersprache seine Augen 
Lichter, seine Ohren Loôsfel, seine Beine Luufe, seinen 
Sehpoans die Blume, seine Haare Wolle, sein Blaut Schieiss, 
und was er frisol, seine Asung. Er ist elias grösser 
als eine Natse und trugt Molle, die auf dem Ruchen
	        
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