Full text: Lesebuch für Mittelklassen

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Ich will Hemdlein, Roock, Vams und Höslein für sie nähen, 
auch jedem ein Paar Strumpfe stricken; mach' du jedem ein 
Paar Schũblein dazu.“ Der Mann war das wohl zufrieden. 
Abends, wie sie alles fertig hatten, legten sie die Geschenke 
statt der zugeschnittenen Arbeit zusammen auf den Tiseh 
und versteokten sich dann, um mit anzusehen, vwie sich die 
Mannlein dazu anstellen würden. Um Nitternacht kamen 
sis herangesprungen und wollten sich gleich an die Arbeit 
machen; als sie aber kein zugeschnitteênes Leder, sondern 
die niedlichen Rleidungsstücke fanden, verwunderten sie 
sich erst, dann aber bezeigten sie eine gewaltige Preudoe. 
Mit der grösssten Geschwindigkeit zogen sie sich an, strichen 
die schönen Kleider am Leib und sangen: „Sind wir nieht 
Knaben glatt und fein? Was sollen wir länger Schuster 
sein!‘ Dann hüpften und tanzten sie und sprangen über 
Stuülle und Banke. Pndlieh tanzten sie zur Dhür hinaus. 
Von nun an kamen sie nicht wieder; dem Schuster aber 
ging es wohbl, solange er lebte, und es glückte ihm alles, 
was er unternahm. Grimm 
150. Nürrischer Tanz. 
1. Im Hofe bläst der Hans, das hört die Gans und spricht 
zur Ente: „Ach, wer doch tanzen könnte!' Die Ente spricht: „Wer 
kann's denn nicht? Sieh mich nur an, wie schön ich's kann.“ Sie 
hebt die Pfoten, als wär's nach Noten, und wackelt daher, bald vor— 
wärts und bald in die Quer, und ziert sich sehr und denket Wunder, 
wie schön es wür'! 
2. Die Gans dabei, voller Entzücken mit Kennerblicken sie spricht: 
„Ei, eil Wie ist das schön! Döoch sollst du sehn, obgleich es schwer 
ich mach' dir's nach.“ Und denkt nur, ach! sie hebt die Pfoten, 
als wär's nach Noten, und wackelt sehr und denkt sich Wunder, wie 
schön es wär! 
3. Wie nun Ente und Gans beide im Tanz, kommen vom 
Teiche daher der Enten und Gänse noch mehr, viele, viele, und sehen 
zu dem Spiele. Und kaum, daß sie's gesehn fangen sie an sich zu 
drehn, die Beine zu recken, die Hälse zu strecken und setzen die Pfoten, 
als wär's nach Noten, und wackeln im Hofe herum und stoßen ein— 
ander sich um, die närrischen Wichter, und schneiden Gesichter, so 
dumm, ach so dumm, so dumm! 
4. Wie der Hans den Tanz erblickt, er fast erstickt, so hat er 
gelacht und hat gedacht: „Jetzt seh' ich's klar, wie oft ein Narr so 
viele andre Narren macht!“ Reinick.
	        
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