Full text: Lesebuch für Mittelklassen

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234. Der Slieglitz. 
Als der liebe Gott die Vöglein machte, da gab er ihnen 
Beine zum Hüpfen und Flügel zum Fliegen und Schnäbel 
zum Fressen, aber auch zum Singen. 
Und als sie alle fertig waren und um ihn herstanden, 
da nahm er einen großen Farbekasten und malte ihnen bunte 
Federn. Da kam die Taube an die Reihe und erhielt einen 
blauen Hals und rötliche Flügel und der Kanarienvogel 
wurde so gelb wie eine Zitrone und die Bachstelze wurde 
grau und erhielt einen schwarzen Strich und einen weißen 
Fleck daneben und alle Vögel wurden prächtig gefärbt, wie 
es sich für jeden schickt. 
Nur einer war übrig geblieben, weil er hinter den 
andern stand und sich nicht vordrängen wollte, das war der 
Stieglitz. Als er endlich auch herbeikam, da hatte der liebe 
Gott alle Farben verbraucht und es war nichts mehr übrig 
als die leeren Schälchen. Da weinte das arme Vögelein, 
daß es nicht auch so ein buntes Federkleid haben sollte wie 
die andern. Der liebe Gott aber redete ihm zu und sprach: 
Sei ruhig! Es ist noch in jedem Schälchen ein klein wenig 
Farbe zurückgeblieben, das will ich mit dem Pinsel aus— 
tupfen und auf deine Federn streichen.“ Und er tat es 
und malte den Stieglitz ein bißchen rot und ein bißchen blau 
und ein bißchen schwarz und ein bißchen grün, aus allen 
Schälchen ein wenig, so daß er der bunteste unter allen 
Vögeln wurde und dem lieben Gott dankte, daß er ihn so 
schön gemacht hatte (W. Curtman.) 
235. Sommerliedchen. 
Sommer, o Sommer, du fröhliche Zeit! 
Alles ist wieder mit Blumen bestreut. 
Hüpfende Schäfchen, sie spielen im Feld, 
Freuen sich alle der herrlichen Welt.
	        
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