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Hyänen durchstreifen die Fluren; in den großen Flüssen hausen das
riesige Krokodill und das unförmliche Nilpferd; in den Gipfeln der
Bäume wohnen zahlreiche Affen, Papageien und andere Vögel mit
dem schönsten Gefieder; aus den Hochflächen leben zahlreiche schlanke
Gazellen und flüchtige Antilopen; die stattlichen, schöngezeichneten
Giraffen und bunten Zebra's grasen in den Thälern; Dromedare
oder einhöckerige Kameele find gleichsam die Schiffe, aus welchen die
Reisenden ihre Waaren durch das große Sandmeer fortschaffen, wo
auch die Strauße bisweilen heerdenweise sich blicken lassen — diese
Mittelthiere zwischen Vögel und Säugethiere, diese Giraffen unter den
Vögeln, die mit den Beinen fliegen und mit den Flügeln rudern und
gefiederte Kameele genannt werden können. Und, wißt ihr, wohin die
Störche und Kraniche ziehen, wenn diese Zugvögel uns im Herbste
verlassen? Nach Nordafrika. — Das Mineralreich liefert Kupfer,
Gold u. s. w.
Aus der Nordküste von Afrika, die reich an Städten ist, blühen
auch städtische Gewerbe und Manufakturen in Seidenwaaren,
Leinwand, Leder u. f. Im Innern aber beschränkt sich der
ganze Kunstfleiß der Einwohner auf einige Baumwollenzeuge, die
sie zw ihrer Bedeckung weben, und dazu gehört nicht viel, denn ihr
ganzes Gewand ist ein Schurz, ihre Wohnung ein Zelt oder eine Hütte.
Mit allem, was sie sonst bedürfen zu ihrem Unterhalte, sind sie von
der Natur reichlich beschenkt worden. Vieles von dem, was sie haben,
können sie zum Handel mit den Europäern und Kaufleuten anderer
Erdtheile benutzen, wie z. B. Baumwolle, Gummi, Indigo,
Kupfer, Gold, Elfenbein, auf der Nordküste auch Getreide.
Und was verkaufen sie noch? — Ach, kaum sollte man es glauben —
Fürsten verkaufen ihre Unterthanen, Väter ihre Kinder, oder
die Kinder ihrer Nachbarn, der Freund oft seinen Freund. —
In manchen Jahren wurden ehedem über 200,000 Neger aus solche
Art verkauft, sowohl Männer, als Weiber und Kinder. Man be¬
zahlte 30 bis 40 Gulden für den Kopf; aber auch mancher schöne
Jüngling wurde mit allen seinen Ansprüchen auf Lebensglück für
ein Fäßchen Branntwein und oft noch wohlfeiler hingegeben. Hun¬
dert Kriege wurden muchwillig angefangen, nur um Sklaven zu
machen, und oft ganze friedliche Familien von den Soldaten des
Fürsten aus ihren Hütten geholt und auf die Schiffe gebracht.
Doch dieser abscheuliche Menschenhandel ist im Laufe der Zeit
von den Engländern, Holländern, Franzosen und Amerikanern ganz
abgeschafft worden. Im Innern von Afrika wird er aber leider!
fortdauern.
Dieser innere Verkehr wird durch Karavanen geführt, die mit
Salz, Datteln, Goldstaub und andern Waaren, auch vorzüglich mit
Sklaven handeln. Auf ihren Reisen durch die großen Sandwüsten wird
diesen Karavanen nicht selten ein zum Ersticken heißer Wind, der Sa¬