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nicht; aber das Arbeiten ohne Beten thut's gar nicht; denn dem fehlt
der Segen Gottes. Drum pbeides zusammen und nie getrennt, das
dad Rechte und Pehte. Die Alten wulsten recht gut aus PVr-
falrung, warum sie das Norgengebet Morgepsegen und das Abend-
gebet Abendsegen nannten. Voersuche es nur einmal recht ernstlich.
Du lexust dann auch, warum es so heisst!
348. Der beste Empfehlungsbrief.
Auf die Annonce eines Kaufmanns, durch welche ein Lehrling ge—
sucht wurde, meldeten sich 50 Kuaben. Der Kaufmann wählte sehr rasch
einen unter denselben und verabschiedete die andern. „Ich möchte wohl
wissen,“ sagte ein Freund, ‚warum du gerade diesen Knaben, der doch
keinen einzigen Empfehlungsbrief hatte, bevorzugtest?“ Du irrst,“ lautete
die Antwort; „dieser Knabe hat viel Empfehlungen. Er putzte seine Füße
ab, ehe er ins Zimmer trat, und machte die Thür leise zu; er ist daher
sorgfältig. Er gab ohne Besinnen seinen Stuhl jenem alten, lahmen
Maune, was seine Herzensgüte und Aufmerksamkeit zeigt. Er nahm seine
Mühtze ab, als er hereinkam, und antwortete auf meine Fragen schnell
und sicher; er ist also höflich und hat Manieren. Er hob das Buch auf,
welches ich absichtlich auf den Boden gelegt hatte, währeud alle übrigen
dasselbe zur Seite stießen oder darüber stolperten. Er wartete ruhig und
drängte sich nicht heran; — ebenfalls ein gutes Zeugnis für sein an⸗
ständiges Benehmen! Ich bemerkte ferner, daß sein Rock sorgfältig aus⸗
gebürstet und seine Hände und sein Gesicht rein waren. Nennst du dies
Ales keinen Empfehlungsbrief? Ich gebe mehr auf das, was ich von
einem Menschen weiß, nachdem ich ihn zehn Minuten lang gesehen habe,
als darauf, was in schön klingenden Empfehlungsbriefen geschrieben steht.“
Magdeburger Zeitung.
349. Der Wegweiser.
1. Weißt, wo der Weg zum Mehlfaß geht,
zum vollen Faß? Im Morgenrot
mit Pflug und Karst durchs Weizenfeld,
his Slern an Stern am Himmel steht.
2. Man schafft, weil's Tag ist, ohne Ruh,
schaut sich nicht um, bleibt nimmer stehn;
drauf geht's durch Scheun' und Tenne fort
dem Brolschrank in der Küche zu.
3. Weißt, wo der Weg zum Gulden ist?
Er geht dem roten Kreuzer nach;
und wer nicht auf den Kreuzer sieht,
kommt schwerlich zu dem Gulden hin.