fullscreen: Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht

2) Die Sadducäer. 
Sie waren die zweite Secte der Juden, welche etwa 
260 Jahr vor Christi Geburt entstand, alle mündliche 
Ueberlieferungen und Menschensatzungeu verwarfen, welche 
von den Pharisäern so eifrig verfochten wurden, und sich 
bloß streng an die 5 Bücher Moses hielten. Sie dran¬ 
gen mehr auf eine uneigennützige Tugend und Gottes-' 
Verehrung, waren von der äußerlichen Werkheiligkeit, den 
Casteiungen und Büßungen der Pharisäer entfernt, und 
lehrten, es gäbe nächst Gott weder gute noch böse Gei¬ 
ster, und selbst die Seele des Menschen sterbe mit dem 
Leibe, mithin sey nach dem Tode weder Belohnung noch 
Strafe, noch eine Auferstehung zu erwarten (Matth. 22, 
23. Apostelgesch. 23, 8.). Zugleich läugneten sie eine 
göttliche Vorsehung, und behaupteten, Alles hänge von 
den freien Handlungen der Menschen ab. Diese Secte 
war nicht zahlreich. 
3) Die Essaer oder Essener, werden imN.T. nicht er¬ 
wähnt. Sie machten eine auf das Engste verbundene Ge- 
sellschaft aus; denn es wohnten in Flecken und Städten 
immer mehrere still und ruhig beisammen, und hatten 
nicht nur ihr Vermögen gemeinschaftlich, und sonst Alles 
unter sich gemein, sondern sie theilten auch den aus an¬ 
dern Orten etwa ankommenden Effäern Alles unent¬ 
geltlich mit; daher trug ein Essäer auf Reisen nichts als 
Waffen, der Räuber wegen, mit sich. Sie waren 
sehr genügsam, und verabscheuten alle Wollüste. Ihre 
Kleidung war einfach, sittsam und immer weiß. Uebri- 
gens waren sie sehr gottesfürchtig. Früh, noch vordem 
Aufgang der Sonne, verrichteten sie ihr Morgengebet, 
und wurden dann von ihren Vorstehern an die Arbeit 
gesandt, die ein Jeder verstand, nämlich auf einen Acker 
oder zu seinem Handwerk. Um die 5te Stunde (d. t. 
um 11 Uhr) kamen sie zusammen, und nachdem sie sich 
im kalten Wasser gewaschen oder gebadet hatten, ver¬ 
sammelten sie sich zum Mittagsmahl in einem eigenen 
Hause oder Zimmer, in welches kein Ungeweihter ein- 
treten durfte. Das Mahl war sehr einfach. Nachdem 
ein Priester das Tischgebet verrichtet, und auch Alle in's- 
gesammt zu Gott gebetet hatten, so verzehrten sie unter 
stillen Gesprächen, was Jeder vor sich hatte. Nach Ti¬ 
sche sprach der Priester das Dankgebet, und Alle dank¬ 
ten zugleich Gott für Speise und Trank. Hieraufwurde 
wieder Jeder an seine Arbeit gesandt, und bei der Abend-
	        
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