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erste Nacht mit trockenem Auge verschlummern, wenn ich ge- 
wollt hätte! — Ach, ieh könnte glücklieh sein, ihr theuern El- 
tern, wenn ieh eure Neujahrswuünsche und Lehbren erfüllt hätte! 
Im fieberhaften Erinnern an seine Jünglingszeit Kam es ihm 
vor, als richte sieh die Larve mit seinen Zügen im Todtenhause 
auf; endlich wurde sis durch den Aberglauben, der in der Neu- 
jahrsnacht Geister der Zukunft erbliekt, zu einem lebendigen 
Jünglinge. 
Er konnto es nicht mehr sehen; er verhüllte das Auge, — 
tausend heisse Thränen gtrömten versiegend in den Schnee; — 
er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos: Komme nur wie- 
der, Jugend, Komme wieder! — — — — 
Und sie Kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrs- 
nacht so fürehterlieh geträumt. Er war noch ein Jung- 
ling; nur seine Verirrungen waren kein Traum gewesen. 
Aber er dankte Gott, dass or noch jung in den schmutzigen 
Guüngen des Lasters umkehren und sich auf die Sonnenbahn der 
Tugend zurekbegeben konnte, die ins reiche Land der Ernten 
leitot. 
Kehre mit ihm um, Jüngling, wenn du auf seinem Irrwege 
stehest Dieser schreckende Traum wird Künftig dein Richter 
werden; aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: Komme 
vieder, schne Jugend, — so würde sie nicht wieder Kommen! — 
Jean Paul. 
165. Dor gerottoto Jüngling. 
Eino schöno Menschenseele finden 
lst Gewinn; ein schönerer Gewinn ist, 
gie erhalten, und der schönst' und schwerste 
Sie, die schon verloren war, zu retten. 
Sanct Johannes, aus dem öden Patmos 
Wiederkehrend, war, was er gewesen, 
seiner Heerden Hirt. Er ordnet' ihnen 
Nuchter, auf ihr Innerstes aufmerksam. 
In der Menge sah er éinen schönen 
Jüngling; fröhliche Gesundheit glänzte 
Vom Geésicht ihm, und aus seinen Augen 
3prach die liebevollsto Feuerseele. 
„Diesen Jüngling,“ sprach er zu dem Bischof, 
„Nimm in deine Hut. Mit deiner Treue 
Stehst du mir für ihn! Hierüber zeuge 
Mir und dir vor Ohristo die Gemeinde.“ 
Und der Bischof nahm den Jüngling zu sich, 
Ontexwies ihn, sah die schönsten Früchte 
lIn ihm blühn, und weil er ihm vertraute, 
Lãess er nach von seiner streongen Aufsicht. 
Und die Freiheit war ein Net- des Jünglings; 
Angelockt von süssssen Schmeicheleien,
	        
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