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und nur durch einzelne, von seinem Beherrscher, dem Müller, ge¬ 
öffnete Stellen darf er hinabspringen aus die Schaufeln des unten 
stehenden gewaltigen Rades, um es herumzudrehen durch sein Ge¬ 
wicht und durch seinen Fall. Seht! die durchsichtig grüne Flut 
ist in einen sprudelnden Silberstrom verwandelt, der, alles umher 
benetzend und bestäubend, sich zwischen den alterschwarzen, moosbe¬ 
deckten Speichen der neuen Freiheit zudräugt, die ihm dort unten 
in der sonnigen Aue winkt. Aber welche Bewegung, welches Getöse 
erregt der Sprung des Baches hier in diesem Gebäude! Ich trete 
hinein und sehe, daß das rastlos kreisende Rad seine gewaltige 
Welle durch die Grundmauer des Hauses streckt und in dessen un¬ 
term Geschoß vermittelst der hölzernen Zacken eines kleinern Rades 
eine dicke Eisenstauge, die sich in der Decke verliert, in Schwung 
setzt. Ich steige in das obere Stockwerk, und nun zittert der Bo¬ 
den unter mir von dem Kreisläufe eines mächtigen, in diesem run¬ 
den Kasten verborgenen Steines. Ich sehe die bräunlich-gelbe Kör- 
nerflut auS einem andern, schwebenden Kasten, dessen beweglicher 
Boden durch einen vom schwingenden Steine geschüttelten Stab in 
steter Bewegung gehalten wird, immer neu zufließen. Tort ist 
ein drittes Behältnis, das der schüttelnde Beutel mit milchweißem 
Mehle füllt, während aus seinem Ende die gröbere Kleie strömt. 
Wie rasselt es, wie klopft es überall! Wie stäubt ein feiner Mehl- 
staub ini ganzen Hause umher und pudert dem Müller und seinen 
Gesellen Gesicht und Kleider! Horch, da erschallt ein Glöckchen! 
Der Lehrbnrsch springt zu unb gießt neues Korn in jenes Hangende 
Gefäß. Zn gleicher Zeit öffnet der Gesell die Thüre des Mehl¬ 
kastens und füllt jener wartenden Dirne den Sack mit dem zarten 
Marke des Weizens. Vor der Thüre sangen eben zwei Esel mit 
neuem Vorrathe von Getreide an, und die Mahlgäste, denen sie 
gehören, treten grüßend in die Mühle. 
240. 
Der todte Müller. 
Von Kerner. 
Dichtungen 3. Ausl. Stuttgart und Tübingen 1831. I, 18. 
Die Sterne überm Thale stehn, 
Das Mühlrad nnr man höret. 
Zum kranken Müller muß ich gehn, 
Er hat den Freund begehret. 
Ich steig' hinab den Felsenstein, 
Es donnert dumpf die Mühle, 
Und eine Glocke tönt darein: 
*Die Arbeit ist am Ziele!' 
In Müllers Kammer tret' ich nun: 
Starr liegt des Greisen Hülle, 
Es stockt sein Herz, die Pulse ruhn, 
Und draußen auch wird's stille. 
Die treuen Lieben weinen sehr, 
Süll bleibt sein Herz und kühle; 
Die Wasser fließen wohl daher, 
Still aber steht die Mühle. 
Colshorn u. Gödeke's Lesebuch I. 
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