Beschreibung des mevschl. Körpers. 257
fürchten sich nicht, Bären und andren großen Raub-
thieren, bloß mit emem Stock bewaffnet, entgegen
zu gehen und'sie in die Flucht zu schlagen; sie sehen
und hören Gegenstände in der weitesten Entfernung,
wo wir sie gar nicht ahnen, und wittern, gleich dem
geübtesten Spürhunde, ihren Feind am Geruch der
Fußstapfen.
Scheint euch der Besitz solcher Eigenschaften nicht
wünschenöwerth? — Ohne Zweifel. Aber sie sind
denn doch nur jenen Völkern wirklich nothwendig;
UNS sind sie entbehrlicher, ob gleich vortheilhaft und
in einem gewissen Grade erreichbar. Diese körperlichen
Eigenschaften werden nämlich dem Menschen nicht
angeboren, sondern er muß sie sich durch Uebung
erwerben, indem er die natürlichen Fähigkeiten dazu
durch fleißigen Gebrauch ausbildet und stärkt. Uebung
gibt also den Wilden hierin einen Vorzug vor uns,
und diese Uebung ist bei ihnen mehr erzwungen, als
freiwillig; denn nur durch körperliche Stärke und
Geschicklichkeit können sie sich ihren Unterhalt ver¬
schaffen und ihr Leben in Sicherheit sehen. Unsre
Lebensart hingegen und unsre Verfassung sind von
der Art, daß wir mehr durch Klugheit und Ver¬
stand, als durch Leibeöstärke jene Zwekke erreichen,
und dieserhalb wird bet uns nicht der stärkste, son¬
dern der verständigste am meisten geschätzt. Hiezu
komt noch ein Umstand, weicher uns die Erwerbung
solcher körperlichen Eigenschaften entbehrlich macht:
Wir haben theils mehr, theils beßre Werkzeuge,
als die Wilden, und wir ersehen also den Mangel
Leseb.r.Th.a.Abch. R großer