Full text: [Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband])

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Voran schreitet die Leikkuh An dem Halse trägt sie die Glocke, bei 
deren Ton die übrigen Kühe in eine freudige Bewegung geraten. Den 
Schluß macht der Stier, der den Melkeimer zwischen seinen Hörnern 
trägt. Auch ein Teil der Ziegen zieht mit auf die Alp, während der 
andre Teil in den Wohnungen zurückgehalten wird, damit sie während 
des Sommers den nötigen Milchbedarf liefern. 
Von tiefer gelegenen Wiesen steigt der Senne mit der fortschreiten 
den Schneeschmelze zu den höheren hinan. Auf jeder Alp ist für ihn 
eine Sennhütte aus Holz erbaut, in der er mit der Herde nachts 
und bei stürmischem Wetter Unterkunft findet. Von morgens bis abends 
grasen die Kühe. Sie lassen sich das würzige und nahrhafte Futter 
schmecken, das sie ja während des ganzen langen Winters entbehren 
mußten. Wie freut sich der besorgte Senne jetzt über das frische und 
gesunde Aussehen seiner Tiere. 
Für den Sennen gibt es auf der Alp täglich viele Arbeit; wenn 
die Herde groß ist, hat er noch einen Gehilfen nötig. Zweimal oder 
dreimal am Tage werden die Kühe gemolken. Aus der Milch wird 
entweder Butter oder Käse bereitet. In letzterem Falle muß auch 
zweimal täglich gekäset werden. Die Vorrichtung hierzu befindet sich 
in einem Raume der Sennhütte. 
Von der Welt, von dem Leben und Treiben der Menschen hört 
und sieht der Senne wenig. Nur alle 8 oder 14 Tage wird aus dem 
Tale ein Bote zu ihm gesandt, der einige Nahrungsmittel, besonders 
Brot bringt und die Butter- und Käseerzeugnisse mitnimmt. Aber der 
Senne ist gern bei seiner Herde und möchte sich nicht von seinen Kühen 
trennen, die er alle mit ihrem Namen ruft, und die auf sein Stimme 
herbeikommen und seine Hand lecken. 
So verleben Hirt und Herde auf der hohen, luftigen und sonnigen 
Alp eine frohe Zeit, bis der Winter seine Anzeichen sendet. Graue 
und dunkle Nebelwolken hüllen jetzt die Berge ein, und die Kühe senken 
traurig ihre Köpfe. Dann sehnt sich auch der Senne wieder zurück in 
das stille Dörfchen im warmen Tale. Freudig rüstet er sich zum Ab⸗ 
trieb, der am Michaelistag stattfindet. Froh wird er von den im 
Dorfe Zurückgebliebenen empfangen. Hinter den Kühen haben sich 
nun wieder die warmen Winterställe geschlossen, und die Sennen sitzen 
abends beisammen in der Stube auf der Holzbank und erzählen ein— 
ander von des Sommers frohen Tagen.
	        
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