fullscreen: Bilder aus der Alten und vaterländischen Geschichte

— 72 — I 
lässigen preußischen Beamtenstand geschaffen. Sein Wahlspruch war: 
„Der preußische Adler weicht auch der Sonne nicht." Er lebte 
und wirkte nach der Mahnung, die er für seinen Nachfolger niederschrieb: 
„Gott hat den König nicht eingesetzt, um seine Tage in Genuß zuzubringen, 
sondern um seine Länder wohl zu regieren. Zur Arbeit sind die Regenten 
erkoren. Will aber ein Fürst mit Ehren seine Regierung führen, fo mutz 
er alle ferne Geschäfte selbst vollziehen." 
3. Der eifrige Soldatenfreund. Sein Heer hielt er für den Grund¬ 
pfeiler der Staatsmacht und brachte es von 48000 auf 84000 Mann. Seinen 
„lieben, blauen Kindern" widmete er die größte Sorgfalt, besonders dem Leib- 
regiment m Potsdam, das aus lauter Riesen bestand. Ein Riese, der sich in 
Pans für Geld sehen ließ, konnte erst als vierter Mann eingestellt werden. 
Seme Werber machten förmlich Jagd auf die „langen Kerls" und entführten 
z. B. einen riesigen Mönch aus Rom mit Gefahr und vielen Kosten. Das Leib¬ 
regiment war die Musterschule für die ganze Armee, indem hier zuerst alle 
Verbesserungen probiert wurden. Der treueste Gehilfe des Königs war der 
rauhe Fürst Leopold von Dessau. Derselbe führte eiserne Ladestöcke statt 
der hölzernen, den Gleichschritt und das gleichzeitige Feuern ein. Die Be¬ 
handlung der Soldaten war hart, besonders grausam das Spießrutenlaufen. 
4. Der deutsche Mann. Friedrich Wilhelm I. war in allem ein 
deutscher Mann, darum haßte er französische Sitten und Moden. Zu Kriegs- 
thaten hat er wenig Gelegenheit gehabt. Ohne namhafte Verluste gewann er 
den Schweden Vorpommern und Rügen ab. Auch an den Rhein gegen die 
Franzosen ist er einmal gezogen. „Wenn die Franzosen ein Dorf in Deutsch¬ 
land angreifen, so müßte der Fürst ein Schelm sein, welcher nicht den letzten 
Blutstropfen daran setzte!" sagte er. Der Kaiser belohnte ihn aber mit 
„habsburgischem Danke", so daß er entrüstet ausrief: „Der Kaiser behandelt 
mich und alle Reichsfürsten wie Schubiacks." Auf den Kronprinzen deutend, 
sprach er ein andermal: „Da steht einer, der mich rächen wird!" 
5. Der aufrichtige Christ. Der König diente schlicht und aufrichtig 
seinem Gott. Jeden Morgen hielt er eine Andacht im Haufe und besuchte 
fleißig den öffentlichen Gottesdienst. Viele Kirchen hat er erbaut und seinem 
Volke stets ein Beispiel strenger Sittlichkeit gegeben. Er sagte einmal: „Ich 
bin kein Pietist, aber Gott vor alles in der Welt und alles mit Gott!" Nach 
schweren Leiden starb er am 31. Mai 1740 mit den Worten: „Herr Jesu, 
du bist mein Gewinn im Leben wie im Sterben!" Er ist ein wichtiges 
Glied in der preußischen Regentenkette. Ohne seinen Schatz und sein Heer 
wären die Thaten des großen Friedrich kaum möglich gewesen. 
24. Friedrich II. der Große oder Einzige (1740—1786). 
1. Seine Erziehung. Friedrich hat in seiner Jugend eine harte Schule 
durchmachen müssen, aber sie war bei seiner Neigung zum Leichtsinn nötig. 
Sein strenger Vater wollte einen guten Deutschen aus ihm machen, aber 
seme französischen Erzieher flößten ihm schon früh eine Vorliebe für fran¬ 
zösische Sprache und Dichtung ein. Er hat nie richtig deutsch sprechen und 
schreiben gelernt und sich um das ausgehende Fünfgestirn deutscher Dichter: 
Klopstock, Lessing, Herder, Schiller und Goethe wenig gekümmert. Doch war 
seine Gesinnung gut deutsch, und sein Geist wie seine Thaten gaben der deut¬ 
schen Dichtung neuen Anstoß und Inhalt. Er sollte zu einem frommen 
Christen erzogen werden, aber durch strasweises Auswendiglernen von Psalmen
	        
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