Full text: [Theil 1 = Unterstufe, [Schülerband]] (Theil 1 = Unterstufe, [Schülerband])

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Das Bienchen summt: „Honig, den süßen, nimmst du von mir.“ 
Die Henne gackert: „Ich bringe dir Eier herzu.“ 
Das Täubchen girrt: „Meine Kinder bratest du.“ 
So, Kinder, seid ihr unsre Herrn; 
drum habt uns lieb, wir geben's euch gern. 
50. Der Hund. 
Kirsch. 
Nach Sonnenuntergang zu liegt ein großes Meer und hinter dem 
Meere ein großes Land, das ist Amerika. Dorthin sind viele Europäer 
gezogen, haben sich Häuser gebaut und Felder bestelll Die ersten Einwohner 
des Landes freuten sich nicht eben sehr über die fremden Gäste und zogen 
sich in die dichten Wälder zurück, woran es dort nicht mangelt; auch wollten sie i0 
nichts von der Religion und den Sitten wissen, welche die Europäer haben, 
ind wurden deshalb von diesen Wilde genannt. In jenem Lande nun 
wohnte ein Mann, der auch erst hinübergezogen war und sich in einem 
schönen Thale, durch welches ein prächtiger Strom floß, angebaut hatte. Er 
haͤtte elf Kinder, und Vater und Mutter hatten die Kindlein sehr lieb. Eines 
Tages, da sie sich zu Tische setzen wollten, vermißte man den kleinsten Knaben, 
Di lrich genaunt; Eltern und Geschwister riefen und suchten ihn nach allen 
Seiten, fragten bei Nachbarn und Freunden; aber Dietrich war nirgends zu 
finden. — Wie leicht konnte er ins Wasser gefallen sein oder sich im nahen 
Walde verirri haben! und da hatten ihn wohl gar die Wölfe oder die wilden 20 
Katzen gefressen! — Das Essen wollte keinem schmecken; dem Vater standen 
Thränen in den Augen; die Mutter rang die Hände; Brüder und Schwestern 
Danten laut. Es war Nacht, und das Knäblein war nicht gefunden. Am 
andern Morgen zogen alle aus, um das Kind zu suchen, der eine hierhin, 
der andere dorthin, und niemand blieb daheim als eine alte Magd. Unterdessen 
lam ein Wilder, der mit dem Hausherrn gut Freund war, und fragte: „Wo 
ist mein Bruder?“ (Bruder aber nannte er seinen Freund, weil er ihn lieb 
hatle wie einen Bruder) Da sagte die Alte: „Der hat sein Söhnlein ver⸗ 
loren, und sie sind frühe ausgegängen, das Kind zu suchen; nun ist schon 
die Sonne hoch am Himmel, und noch ist niemand heimgekehrt.“ Darauf 30 
sprach der Wilde: „Laß uns auf dem Waldhorne blasen, daß sie heimkehren! 
Ich will das Kind suchen.“ (Solch ein Waldhorn aber ist dort in jedem 
Haͤuse, weil die Leute weit von einander wohnen; damit rufen sie einander 
zu, wenn einer in Noth ist.) Da bliesen sie auf dem Horne, und der Vater 
kain. Nun ließ sich der freinde Mann die Schuhe und Strümpfe geben, die * 
der kleine Dietrich zu tragen pflegte. Mit dem Wilden war aber noch jemand 
gekommen — ein großer Jagdhund nämlich; dem hielt er Dietrichs Schuhe und 
Slrümpfe hin, sie zu beriechen. Dann gab der Mann seinem Hunde ein Zeichen, 
und das Thier ging nun in einem weiten Kreise ums Haus herum, immer 
die Nase auf die Erde haltend. Auf einmal bellte der Hund, als hätte er etwas 0 
gefunden, sprang ins Gebüsch, roch immer den Boden an, und so ging's in 
den Wald hinein, immer üefer und tiefer, bis er verschwunden war. Wie 
mochte den armen Eltern zu Muthe sein! Wird er das Kindlein finden?
	        
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