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265. Der Fuchs und der Hahn.
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Ein hungriger Fuchs hörte in einer kalten Winternacht einen
Hahn auf einem Baume krähen. Ihn gelüstete nach dem Schreier;
da er aber nicht auf den Baum steigen konnte, besann er sich auf
eine List. „Ei, Hahn," rief er unter dem Baunte, wie magst du
in einer kalten Winternacht so schön singen?!" ~ ,Ich verkündige
den Tag!" antwortete der Hahn. – „Was? den Tag ?“ fragte der
Fuchs mit erkünstelter Verwunderung. „Es ist ja noch finstre
Nacht.“ — „Ei, weißt du denn nicht,“ antwortete der Hahn, „daß
wir den Tag schon im voraus füßlen und seine Nähe verkünden?" ~
„Das ist gar. etwas Göttliches,“ rief der Fuchs aus, „das können
nur Propheten! O Hahn, wie muß ich dich bewundern um deinen
Gesang !" Der Hahn krähte zum zweiten Male, und der Fuchs fiug
ati, unter dem Baume herumzutanzen. – „Warum tanzest du denn?Ö"
fragte der Hahn. Der Fuchs sprach : „Du singst, und ich tanze vox
Freuden. O Hahn, du bist der Fürst der Vögel; du fliegst durch
die Lüfte; du singst schöner als alle andern Vögel; du sagst sogar
künftige Dinge voraus — und ich sollte mich nicht freuen, daß ich
einen so weisen Propheten kennen gelernt habe? Wäre ich nur
würdig, immer um dich zu sein, du königlicher Vogel, du weiser
Prophet! Komm doch herunter, daß ich mich bei meinen Freunden