— 87 —
schuf. Für Gewerbe, Fabriken und Handel war er nicht minder
thätig; er legte Straßen und Kanäle an, führte die Post ein
und stiftete sogar eine Gesellschaft für den Seehandel nach
Afrika. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich durch die Auf¬
nahme von 20000 französischen Protestanten, welche die Ver-
folgnngssucht des Königs Ludwigs XIV. zur Flucht aus ihrem
Vaterlande genötigt hatte. Ausgezeichnet durch ernste Frömmig¬
keit, regsamen Fleiß und mancherlei Kunstfertigkeit haben diese
neuen Einwanderer großen Segen gestiftet. Auch der geistigen
Bildnng seiner Unterthanen widmete der Kurfürst die treueste
Fürsorge. So hinterließ er bei seinem Tode ein blühendes
Land, dessen Glück und Ruhm sein Werk war. „Mein Ziel
war daranf gerichtet," sprach er kurz vor seinem Ende zu seinem
Sohne, „mein kurfürstliches Haus in Ruf, Flor und Ansehen
zu bringen. Ich zweifle nicht, mein Sohn, du werdest in den
Grundsätzen, wodurch ich den Staat glücklich beherrschte, mein
Nachfolger sein, vor allen Dingen Gott vor Augen haben, deine
Unterthanen herzlich lieben, treue Räte hören uud das Heft
der Waffen nicht aus den Händen lassen; denn dadurch muß
nächst göttlicher Hilfe die Sicherheit deiner Länder und der so
sauer erworbene Ruhm des Kurhauses Brandenburg haupt¬
sächlich aufrecht erhalten werden. Mit allem Fleiß sei darauf
bedacht, den Ruhm, welchen ich dir als ein Erbteil überlasse,
zu wahren und zu mehren." Er starb, 68 Jahre alt, nach
48jähriger Regierung. Seine letzten Worte waren: „Ich weiß,
daß mein Erlöser lebt." — Seinen Söhnen hinterließ dieser
große Fürst noch ein schriftliches Vermächtnis, worin er
ihnen treffliche Ratschläge für ihre Regierung erteilte. Darin
heißt es z. B.: „Betrachtet auch oftmals unb allezeit, daß ihr
nicht das Allergeringste begeht oder thut, davon ihr nicht dem
Höchsten inskünftig werdet Rechenschaft geben müssen, ja auch
von dem Allergeringsten." — „Befleißiget euch auch eines recht
mäßigen und nüchternen Lebens, geht damit euren Unter¬
thanen und Dienern mit gutem Exempel vor!" — „Eure von
Gott untergebenen Unterthanen müßt ihr ohne Ansehung der
Religion als ein rechter Landesvater lieben." — „Die liebe