fullscreen: Erzählungen aus der deutschen Geschichte

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schuf. Für Gewerbe, Fabriken und Handel war er nicht minder 
thätig; er legte Straßen und Kanäle an, führte die Post ein 
und stiftete sogar eine Gesellschaft für den Seehandel nach 
Afrika. Ein besonderes Verdienst erwarb er sich durch die Auf¬ 
nahme von 20000 französischen Protestanten, welche die Ver- 
folgnngssucht des Königs Ludwigs XIV. zur Flucht aus ihrem 
Vaterlande genötigt hatte. Ausgezeichnet durch ernste Frömmig¬ 
keit, regsamen Fleiß und mancherlei Kunstfertigkeit haben diese 
neuen Einwanderer großen Segen gestiftet. Auch der geistigen 
Bildnng seiner Unterthanen widmete der Kurfürst die treueste 
Fürsorge. So hinterließ er bei seinem Tode ein blühendes 
Land, dessen Glück und Ruhm sein Werk war. „Mein Ziel 
war daranf gerichtet," sprach er kurz vor seinem Ende zu seinem 
Sohne, „mein kurfürstliches Haus in Ruf, Flor und Ansehen 
zu bringen. Ich zweifle nicht, mein Sohn, du werdest in den 
Grundsätzen, wodurch ich den Staat glücklich beherrschte, mein 
Nachfolger sein, vor allen Dingen Gott vor Augen haben, deine 
Unterthanen herzlich lieben, treue Räte hören uud das Heft 
der Waffen nicht aus den Händen lassen; denn dadurch muß 
nächst göttlicher Hilfe die Sicherheit deiner Länder und der so 
sauer erworbene Ruhm des Kurhauses Brandenburg haupt¬ 
sächlich aufrecht erhalten werden. Mit allem Fleiß sei darauf 
bedacht, den Ruhm, welchen ich dir als ein Erbteil überlasse, 
zu wahren und zu mehren." Er starb, 68 Jahre alt, nach 
48jähriger Regierung. Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, 
daß mein Erlöser lebt." — Seinen Söhnen hinterließ dieser 
große Fürst noch ein schriftliches Vermächtnis, worin er 
ihnen treffliche Ratschläge für ihre Regierung erteilte. Darin 
heißt es z. B.: „Betrachtet auch oftmals unb allezeit, daß ihr 
nicht das Allergeringste begeht oder thut, davon ihr nicht dem 
Höchsten inskünftig werdet Rechenschaft geben müssen, ja auch 
von dem Allergeringsten." — „Befleißiget euch auch eines recht 
mäßigen und nüchternen Lebens, geht damit euren Unter¬ 
thanen und Dienern mit gutem Exempel vor!" — „Eure von 
Gott untergebenen Unterthanen müßt ihr ohne Ansehung der 
Religion als ein rechter Landesvater lieben." — „Die liebe
	        
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