Full text: [Vorstufe, [Schülerband]] (Vorstufe, [Schülerband])

in einer guten, vergnügten Ehe. über lang, als sie schon zwei 
Kinder hatten, starben Schwiegervater und Schwiegermutter, und 
die jungen Leute hatten den Haushalt allein. Eines Morgens, wie 
der Mann auf dem Visch vor dem Fenster saß, brachte ihm die 
Frau den Kaffee, und als er ihn in die Unterschale ausgegossen 
hatte und eben trinken wollte, da schien die Sonne darauf, und 
der Widerschein blinkte oben an der Wand so hin und her und 
machte Kringel daran. Da sah der Schneider hinauf und sprach: 
„Ja, die will's gern an den Tag bringen und kann's nicht!“ Die 
Frau sprach: „Ei, lieber Mann, was ist denn das? was meinst 
du damit?“ Er antwortete: „Das darf ich dir nicht sagen!“ Sie 
aber sprach: „Wenn du mich lieb hast, mußt du mir's sagen,“ 
und gab ihm die allerbesten Worte, es sollt's kein Mensch wieder 
erfahren, und ließ ihm keine Ruhe. Da erzählte er, vor langen 
Jahren, wie er auf der Wanderschaft ganz abgerissen und ohne 
Geld gewesen, habe er einen Juden erschlagen, und der Jude habe 
in der letzten Todesangst die Worte gesprochen: „Die klare Sonne 
wird's an den Tag bringen!“ Nun hätt's die Sonne eben gern 
an den Tag bringen wollen und hätte an der Wand geblinkt und 
Kringel gemacht, sie hätt's aber nicht gekonnt. Danach bat er sie 
noch besonders, sie dürfte es niemand sagen, sonst käme er um 
sein Leben; das versprach sie auch. Als er sich aber zur Arbeit 
gesetzt hatte, ging sie zu ihrer Gevatterin und vertraute ihr die Ge— 
schichte, sie dürfte sie aber keinem Menschen wiedersagen; ehe aber 
drei Tage vergingen, wußte es die ganze Stadt, und der Schneider 
kam vor das Gericht und ward gerichtet. Da brachte es die klare 
Sonne an den Tag. Brüder Grimm.. 
74. hom Vüblein, das überall hat mikgenommen 
sein wollen. 
Denk an, das Büblein ist einmal 
spazieren gegangen im Wiesental; 
da ward's müd' gar sehr 
und sagt: „Ich kann nicht mehr; 
wenn nur was käme 
und mich mitnähme!“ — 
Da ist das Bächlein geflossen gekommen 
und hat s Büblein mitgenommen; 
das Büblein hat sich aufs Bächlein gesetzt 
und hat gesagt: „So gefällt mir's jetzt.“
	        
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