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25. Bienen und Raupen.
Auf einem blühenden Apfelbaume fraß ein Nest voll Raupen jedes
hervorkommende Blatt, indes ein Bienenschwarm in den Blüten fleißig
war und Honig sammelte.
„Ihr Räuber“, rief ihnen die dickste Raupe zu, „warum erfrecht
ihr euch, die schönsten Blumen zu verderben?“
„Wir“, antworteten die Bienen, „verderben nichts, wohl aber ihr.“
„Das ist Verleumdung!“ zürnte die Raupe. „Wir befreien bloß
den Baum von den unnützen Blättern. Wenn ihr aber die Blüten,
woraus die süßen Früchte erwachsen, aussaugt, so wissen wir gar nicht,
weswegen.“
„Wenn's nur der Gärtner weiß!“ erwiderten die Bienen. —
Der Gärtner kam und schlichtete den Streit gar bald, indem er
die Blattfresser vertilgte, die Bienen aber ruhig sammeln ließ.
26. Die LKLröte.
Kein Menseh mag die Kröte leiden, weil sie so hässlich aus-
gieht. Ihren Vetter, den Laubfrosch, hält man wohl zum Ver-
gnügen im Glase und achtet ihn als einen Wetterpropheten. PVr
ist auch ein schlanker, flnker Geselle mi hübschem, hellgrünem
Wams. Vor der Kröte aber schrickt zurũek, wo man
ihr auch begegnet. — Im Sumpfe ist dis Rröte jung gewesen und
gross geworden. Deshalb sient sie auehn wie das trübe Wasser
aus, grau und schmutzig. Breit gedrückt und plump ist ĩhr Leib,
dick wie geschwollen. Ihre Füsse sind kurz und taugen nicht,
zu zierlichen Sprüngen, während der Erosch flnk ist wie ein
Tanzmeister.
Andere Tiere wollen mit der Kröte nicht gern etwas zu thun
haben, denn sie schwitzt einen Saft aus, der sehr scharf schmeckt,
wenn er auf die Zunge kommt, und daher weder dem Puchse, noch
anderen Raubtieèren gefallen will. Der Kröte selbst ist das freilich
ganz recht, dass sie von solehen Gasten nicht gesueht wird. vie
macht sich auch nicht gern bemerklich, sondern verkriecht sich bei
Tage am liebsten in Sehlupfwinkel und Verstecke. Erst wenn es
Nacht wird, kommt sie hervor.