Full text: Lesebuch für die Unterklassen der Volksschulen des Regierungsbezirkes Oberbayern

16. Ein Gast in unserer Wohnstube. 
nur eine Brosame, ein Zuckerkrümchen oder ein Tröpf⸗ 
lein Süßigkeit übriggeblieben ist, findet sich die Fliege 
ein zu lustigem Schmausen. 
Ist das Tierchen satt, putzt es sich mit den 
Füßen, fliegt davon und setzt sich — auf deine Stirn 
oder auf das Näschen des schlummernden Wiegen— 
kindes. Überall kann es sich mit seinen Klebfüßen 
anhalten. Neugierig läuft es an den glatten Wänden 
hinauf und oben an der Decke dahin. 
Aber nur kurze Zeit dauert die Freude der 
Fliege am Naschen und Laufen. Bald kommen die 
kühlen Herbsttage und von den Tausenden von 
Stubenfliegen bleiben nur wenige übrig. Manche 
verkriechen sich in die Erde, andere flüchten sich in 
stille Ecken und schlafen. Wenn aber die Sonne 
warm scheint, dann erwachen sie auf ein paar Stunden 
zu neuem Leben. Oft ist im Zimmer nur eine einzige 
übriggeblieben. Beim Ofen hat sie ihr Lieblings— 
plätzchen. Die Kinder kennen es wohl, aber niemand 
stört die Fliege. Selbst am Abend, wenn beim 
freundlichen Lichte der Lampe Birnen und Äpfel 
geschält werden, findet sie sich ein, brummt um das 
Licht und bettelt um ihren Anteil. Endlich sieht 
man sie nicht mehr. Die Kinder finden sie tot auf 
dem Fensterbrett liegen und klagen, daß sie den 
kleinen Spielgenossen verloren haben.
	        
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