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100. Der Frühling.
»Vettor Marmaote, Votter Julscob, dem Hũiusel ist leer,
unser Woerlinq uwollls mieten; s gefiol ihm s0 sSelur.
Was vwillst du uns euhlen, vermiel ich dir das?«
Bi, da sinꝙ ich, ei, du sprinq ich, ei, da pfeif ich euch wus —
Vetter Stayrmote, Votter Julscob, o hast dus deine Frau«
Menn die Aube wird blamse seim, dumn shommt sie eæum Bat,
und da gibs arqe Kinder, mioht eins wird gevwiegt,
denn ein richtiger Sarmute ist dllæeit verqmngt.
100. Der Frühling.
A. Forsteneichner.
Die Nacht ist mir gewesen, ich säh' ein Engelein,
das segnete mildlächelnd ringsum die Lande ein.
Es fiel ein sanfter Regen, als früh ich aufgewacht,
und als ich ausgegangen, lag alles in Blütenpracht.
Wolfg. Müller.
Der Frühling beginnt seinen Einzug; die Pflanzen werden grün; die
Tierwelt regt sich. Die Haselstauden haben den goldenen Fruchtstaub schon
verstreut über die unscheinbaren roten Blüten, und die Weiden standen schon
längst geziert mit vollen Kätzchen. Fröhlich blühen die Veilchen und die
Himmelsschlüssel, die Sternblumen und die Anemonen. Die Wiesenbächlein
jagen lustig durchs Grün und haben sich einen gar hübschen Kranz geflochten
aus dem Schaumkraut und der Dotterblume.
Die Tierwelt ist aus der langen Winterruhe aufgewacht; Wald und
Feld ertönen vom vollkräftigen Gesange der Vögel. Wie zu einem Volks—
feste Tag für Tag Schaulustige aus der Ferne auf den Dampfrossen herzu⸗
eilen, so schwärmt Tag für Tag eine Vogelart nach der andern zum heiteren
Frühlingsfeste aus Italien und Afrika. Viele haben es schon einmal mit⸗
gemacht; aber es gefällt auch zum zweiten und dritten Male. Die Ein—
heimischen, Sperlinge, Zaunkönige und wie sie alle heißen, schlagen laut
Lärm in den Hecken und begrüßen fröhlich die Sommergäste aus der Fremde
durch ihr unaufhörliches Gezwitscher: „Laßt euch nicht kümmern ob der
Wohnung! Im Gebüsch und in den Baumkronen, im Schilf und in den
Feldfurchen, im hohlen Baum und unterm Dache der Menschen gibt's nette
Brutplätze, und für die Tafel ist auch gesorgt.“
Und wirklich hat der Vater im Himmel den Tisch gedeckt. Da sind
Insekteneier; hier sind Puppen, aus denen das Insekt neugeboren hervor⸗
kommt; dort sind Käfer, Fliegen, Bremsen, Würmer u. s. w., die aus ihrem
Winterschlafe erwachen. Nicht mehr lange steht es an, so wimmelt's in den
untern Luftschichten vom Heere der Insekten: die Biene summt; die Hummel
brummt; die Motten schwirren; die Bremsen surren durch die Luft; die Käfer
rascheln und krabbeln im dichten Grase; die Grille zirpt; im Strahle der
scheidenden Sonne geigen in leisen Tönen die Schnaken; in der kühlen Abend—