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135. Sommerabend. — 136. Sommerglück.
Nach mehreren frohen Stunden suchte sich der Hirschkäfer eine
behagliche Nachtherberge in der Eichenkrone.
135. Sommerabend.
R. Reinick.
Das ist ein Sommerabend! Rings der Himmel so hell und rein;
kein Wölkchen nah und fern! Der Halbmond steigt herauf wie eine
Sichel aus lichtem Silber. In den jungen Buchen regt sich kein
Lüftchen. Einzig nur die Vögel, die flattern noch vor Schlafengehen
auf und schmettern zu guterletzt noch einmal ihr Lied zum Himmel. —
Horch! das Abendläuten schallt aus den Dörfern her den See herüber
so hell und klar; das deutet gutes Wetter auf morgen! — Nebel
steigen aus dem See; jetzt schweigen auch die Vögel; nur ganz entfernt
singt einer noch sein leises Abendlied. Das Läuten ist verstummt, der
Abendglanz verblaßt; die Dämmerung steigt herauf. Wie fährt es sich
da so schön im leichten Nachen auf glatten Wellen! Das Ruder plätschert
in gleichem Takte. Wie klingt der Kinder Lied weit übers Wasser hin
und schallt so rein, als stiegen all die Töne geraden Wegs zum Himmel
auf! Das ist ein Sommeräͤbend.
136. Sommerglũck.
Jul. Lohmever.
Von Gebuschen umrausclit so hold
siteen wr her eu dreien,
lassen Rosen und Lindengold
au die Locken ums sohneien.
Grillon sideln ihr Lieblingsstuols
ant den wnegen Geigen
O du sonniges Sommerqlic-,
wenn die Halmo sich neigen!
O du selige Sommeræeit,
wenn die Halme sich neigen,
wenn es flutteynde Rosen schneit
von den hamngenden Zigeigen,
wenn verstollen im Laubgemdoeh
Vogellieder erschallon
und hernieder vom Lindendaon
goldene Blũten fullen!