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266. Der große Kurfürst als Kriegesheld.
Mach Schurig und Andrä.)
Friedrich Wilhelm war ein großer Kriegesheld. Er hatte
mit mächtigen Feinden viel zu kämpfen. Einst waren die
Schweden in sein Land gefallen und verheerten es. Er war
gerade im Kampfe mit den Franzosen, denen er als deutscher
Reichsfürst am Rheine gegenüber stand, und konnte seinen
Untertanen nicht sogleich helfen. Da scharten sich die Bauern
usammen, um die Schweden zu vertreiben. Sie schmückten ihre
n mit der Inschrift: „Wir sind Bauern von geringem Gut
und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit Leil und Blut.“
Die Bauern wehrten sich tapfer, aber es war gut, daß Friedrich
Wilhelm ihnen bald zu Hilfe kam. Mit einem kleinen Heere,
das fast nur aus Reitern bestand, schlug er die gefürchteten
Schweden in der Schlacht bei Fehrbellin.
In dieser Schlacht war das Leben des Kurfürsten in höch—
ster Gefahr. Die feindlichen Kugeln pfiffen dicht um ihn het;
denn die Schweden kannten ihn an dem Schimmel, den er ritt.
Da sprach sein Stallmeister Froben: „Herr Kurfürst, ich sehe,
Euer Schimmel ist scheu geworden; gebt ihn mir und besteigt
meinen Braunen.“ Kaum waren die Pferde gewechselt, da sank
der treue Diener, von einer Kugel getroffen, tot herab. Der
Kurfürst selber kämpfte mit Heldenkühnheit. Als eine Schwa—
dron ihren Hauptmann verloren hatte, stellte er sich an ihre
Spitze und rief: „Mut, Kinder, ich, euer Fürst und jetzt euer
Hauptmann, will mit euch siegen oder ritterlich sterben!“ Und
er gewann den glorreichsten Sieg. Die Schweden wurden gänz—
lich geschlagen ünd flohen zum Lande hinaus. —
Einen bedeutenden Anteil an diesem Siege hatte der Feld—
marschall Derfflinger, der sich durch seine Tüchtigkeit von einem
Schneidergesellen zum General-Feldmarschall emporgearbeitet hatte.
267. Der erste König in Preußen.
Mach Halmhuber.)
Als der große Kurfürst starb, war sein Land größer und
berühmter als manches Königreich. Sein Sohn und Nachsolger
Friedrich III. wollte deshalb auch die königliche Würde besißen.
König von Brandenburg konnte er nicht werden, denn Brauden—
burg gehörte als Kurfürstentum zum Deutschen Reiche und
stand ünter dem Kaiser. Aber Friedrich besaß auch das Her—
zogtum Preußen, welches nicht zum Deutschen Reiche gehoͤrtke.
Da g er sich zum Könige in Preußen, und damit war
der deutsche Kaiser zufrieden.
Lesebuch für Mittelklassen. D
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