Full text: Dritte Stufe des Schreiblesens

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schönsten Tauben lagen mit abgebissenem Kopfe am Boden; und 
viele Nester mit Eiern und Jungen waren zerstört. 
Da weinte und jammerte Minna laut; die Mutter aber nahm 
ihr gänzlich die Aufsicht über den Taubenschlag ab. 
Amalie Schoppe. 
19. Das betende Kind. 
Eine arme Witwe sprach eines Morgens zu ihren Kindern: 
„Meine lieben Kinder, ich kann euch diesen Morgen nichts zu essen 
geben. Ich habe kein Brot, kein Mehl, keine Kartoffeln mehr im 
Hause und auch kein Geld, etwas zu kaufen. Ich habe immer so 
viel zu schaffen mit euch, daß ich fast nichts verdienen kann. Bittet 
doch den lieben Gott, daß er uns helfe; denn er ist ja reich und 
mächtig und sagt selbst: Rufe mich an in der Not, so will ich dich 
erretten, und du sollst mich preisen." 
Der kleine Christian, der kaum sechs Jahr alt war, machte sich 
nüchtern und sehr betrübt auf den Weg in die Schule. Er kam 
vor der offenen Kirchthür vorbei, ging hinein und kniete vor dem 
Altare nieder. Da er niemand in der Kirche sah, so betete er mit 
lauter Stimme: „Lieber Vater im Himmel! Wir Kinder haben nichts 
mehr zu essen. Unsere Mutter hat kein Brot, kein Mehl und keine 
Kartoffeln mehr. Gieb uns doch etwas zu essen, damit wir nicht mit 
unserer Mutter verhungern müssen. Ach ja, hilf uns; du bist ja 
reich und mächtig und kannst uns leicht helfen." 
So betete Christian und ging dann in die Schule. Als er 
nach Hause kam, sah er auf dem Tische ein großes Brot, eine 
Schüssel voll Mehl und einen Korb mit Kartoffeln. „Nun, Gott sei 
Dank!" rief er voll Freude, „Gott hat mein Gebet erhört. Mutter, 
hat ein Engelein dies alles zum Fenster hereingebracht?" — „Nein," 
sagte die Mutter, „aber Gott hat dein Gebet dennoch erhört. Als 
du am Altar betetest, kniete eine vornehme Frau in ihrem Kirchen¬ 
stuhle. Du konntest sie nicht sehen, aber sie hat dich gesehen, des¬ 
wegen hat sie uns dies alles geschickt. Sie war der Engel, durch den 
Gott uns geholfen hat. Nun, Kinder, so lasset uns mit einander dem 
lieben Gott recht herzlich danken und nie den schönen Spruch vergessen: 
Vertrau auf Gott und laß ihn walten, 
Er wird dich wunderbar erhalten!" 
Christoph von Schmid. 
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