144
144 St. Nillas
144. &t. Niklas.
Des Knaben Wunderhorn.
Die Winde sausen um das Haus;
da erzählt der Vater vom Nikolaus:
„Ihr Kinder, hört! Ieh hab' vernommen,
dals bald Sankt Niklas werde kommen.
Er ist bereits auf seiner Vahrt,
zu besuchen die Rindlein zart,
zu sehen, was die Mägdlein und Knaben
in diesem Jahre gelernet haben
im Beten, Singen, Schreiben und Lesen,
aueh ob sie sind hübseh artig gewesen.
Er hat auch in seinem Sack verschlossen
gar schöne Sachen, geschnitzt und gegossen.
Den Kindern, welehe hübsch fromm wären,
will er soleh schöne Sachen verehren.“
Die Kinder rufen: „Wir bitten sehr,
dals Niklas auch bei uns einkehr';
so0 wollen wir mit Lust und Preud'
stets tun, was der Etern Mund gebeut.“
Und horehl Wer kommt die Stieg' herauf
mit schwerem Tritt? Die Tür geht auf.
Er ist's. Doch die Kleinen nicht erschrecken
trotz seiner Rute und seinem Stecken.
„Gott grüss euchl“ spricht er, „Kinderlein!
Wollt Vater und Mutter gehorchen fein,
s0 soll euch viel Schönes bescheret sein:
Lebkuchen, Nüsse und Zuckerstern',
aueh Apfel, Rosinen und Mandelkern'.
Doch so ihr der Eltern Willen nicht tut,
erhaltet den Stecken ihr und die Rut'.“
Der Vater spricht: „Sind alle brav,
bedürfen zum Lernen nicht Schelte noch Straf'.“
Da schũttet Sankt Niklas aus der Hulle
der köstlichen Gaben reiche Pülle
und spricht: „Adel Nun bleibet fromm,
bis nãchstes Jahr ieh wieder komm'!“