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Was heißt denn täglich Brod?
Was kann ich aber dem sagen, welchem boshafte Zungen
Schändliches angedichtet haben, der durch ehrlose Menschen um seine
Ehre gebracht worden ist? — Ehre verloren, viel verloren! Freund,
ich kann dir wenig sagen, jedoch dich weisen an dein Selbstbewußt,
sein. Kannst du nicht mit demselben dich decken, wie mit einem
Schilde? Kannst du nicht hinter demselben dich verbergen, wie hinter
einer ehernen Mauer? Das sollte doch eine eherne Mauer dir
sein: Von liichtS Bösem zu wissen, vor keiner Schuld zu erblassen.
Dich fragen kann ich: Hast du denn keinen Freund auf der Erde,
der mit dir weiß um deine Unschuld, der nicht zweifelt an deinem
edlen Sinn und so treulich seine Hand dir reicht, als würfe kein
Mensch nur einen Schatten auf dich? — Hast du den Freund,
so gehe, ihn zu suchen, reise, wenn stärker dich der Schmerz ergreift,
zu ihm auf viele Meilen, schütte deinen Kummer in seinen theil-
nehmenden Busen, weine dem deine Thränen und laß die Welt
keine einzige sehen, weine sie der Freundschaft allein, das wird dein
Auge verklären und dein Herz wieder stillen. Oder hast du keinen
solchen Freund? Nicht Einen? Auch den letzten haben böse Zungen
dir abwendig gemacht? — Du hast viel verloren, ich möchte sagen:
Alles. Doch nein! Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich
nichts nach Himmel und Erde! Clans Harms.
Gute Freunde.
Wer Gott fürchtet und recht thut und für das Reich Gottes
wirkt und leidet, dem erwecket Gott auch Freunde. Dieß erfuhr
auch Luther. Allein sing er sein großes Werk an, aber Gott
segnete sein Thun und führte unter Hohen und Niederen Freunde
ihn« zu, welche, im Glauben mit ihm verbunden, seine treuen Ge¬
hülfen wurden. Solche waren M e l a n ch t h o n, dieser Lehrer
Deutschlands, der mit tiefer Gelehrsanckeit eine eben so tiefe Ver-
ehrung vor Gottes Wort verband, Lucas Cran ach, der mit
seinem Pinsel zur Beförderung und Verherrlichung der Kirchenver¬
besserung beitrug, Ulrich von Hutten, ein Deutscher Ritter ohne
Furcht und Grauen, der gleich mit den: Schwebte darein schlagen
wollte, aber Luther wehrte es ihm, Johann Bugen ha gen,
Justus Ionas und Dr Ereuziger, welche fleißig halfen, als
Luther die Bibel übersetzte, N i k o l a n s H a u s m a n n, von dein Luther
bezeugen konnte: „Was wir lehren, thut er," Hans Sachs, ein
Schuh-Macher und Poet dazu, welcher sang „von der Wittenber-
gisch Nachtigall, die man jetzt höret überall" und viele Andere.
Luther wußte es auch für ein großes und hohes Glück zu schätzen,
wahre, christliche Freunde zu besitzen. Er sagt einmal: „Ein ge-