Die Zeit der Republik.
119
außerordentlichen Kriegstaten besaß um diese Zeit Pompejus.
Im Jahre 72 v. Chr. hatte dieser in Spanien das Heer des
Sertorius besiegt, der als Anhänger des Marius in den Eng¬
pässen dieses Landes alle Angriffe seiner Gegner lange glücklich zu¬
rückgeschlagen hatte. Im folgenden Jahre, 71, hatte er den unter
Spartacus ausgebrochenen Sklavenaufstand in Capua (73—71)
beendet. Diesem Gladiatoren- und Sklavenkrieg lagen
folgende Ursachen zugrunde. Durch die vielen Kriege, die die Römer
geführt hatten, war die Zahl der kriegsgefangenen Sklaven sehr ge¬
wachsen. Man verwendete sie zu häuslichen Arbeiten, für den
Feldbau, die gebildeten, namentlich Griechen, auch als Erzieher für
die Söhne. Andere wurden in den Fechterschulen von Rom,
Capua, Ravenna zu Gladiatoren, Kunstsechtern, ausgebildet,
die zur Unterhaltung einer schaulustigen Menge bei den öffentlichen
Spielen, den Vorstellungen im Zirkus, gegeneinander kämpfen mußten,
so lange, bis der eine unterlag und, je nachdem tue Vestalinnen
entschieden, die den öffentlichen Spielen beiwohnten, vom Gegner ent¬
weder das Leben geschenkt bekam oder den Todesstreich empfing. Der
Thracier Spartacus hatte seinen Genossen das Schimpfliche und Er¬
bärmliche ihres Lebens, das jeder Willkür seitens der Mächtigen preis¬
gegeben war, in feurigen Worten zu schildern gewußt. Kriegsgefangene
und Sklaven aller Art strömten ihm zu, so daß sich sein Heer schlie߬
lich auf 70000 Mann belief. Mit diesem brachte er den konsularischen
Heeren, die gegen ihn geschickt wurden, empfindliche Niederlagen
bei, konnte aber die Frucht seines Sieges nicht ernten, weil im
Sklavenheere sehr bald Uneinigkeit ausbrach, und zwei Unterfeldherren,
eifersüchtig auf den Ruhm des Spartacus, lieber auf eigene Hand
den Krieg führen wollten. Das war ihr Verderben. In Apulien
wurden sie geschlagen. Auch das Hauptheer des Spartacus wurde im
Jahre 71 von dem Prätor M. Licinius Crassus vollständig besiegt.
An 6000 Sklaven wurden an der Straße zwischen Rom und Capua
ans Kreuz geschlagen. Ein Rest, der sich über die Alpen flüchten
wollte, wurde von dem gerade aus Spanien heimkehrenden Pompejus
vernichtet, der daher den Ruhm, den gefährlichen Krieg beendet
zu haben, für seine Person in Anspruch nehmen konnte.
Richt minder großes Verdienst erwarb sich Pompejus durch die
Vertilgung der Seeräuber. Die Seeräuberherrschaft hatte zur Bildung
eines förmlichen Seeräuberstaates geführt, infolge des Verfalls der
römischen Marine und der fortwährenden Bürgerkriege, die eine Menge
verzweifelter und geächteter Menschen, die nichts mehr verlieren
konnten, dem Seeräuberhandwerk zugeführt hatten. Die Hauptsitze