170
welche der Sohn Gottes sein Blut vergossen hat, als deine Brüder und
freuest dich mit dem guten Hirten über jeglichen Sünder, der Buße thut,
und stimmest von Herzen ein in den Lobgesang auf die göttliche Nächsten¬
liebe, den St. Paulus erhebt in seinem ersten Briefe an die Korinther am
Dreizehnten. Dem denke nach!
Der Glaube, so er nicht Werke hat, ist todt an ihm selber, ist
also der Glaube nicht, welchen mit der Schrift die evangelische Kirche als
eine Gotteskraft und als den alleinigen Grund unserer innersten Erneue¬
rung und ewigen Seligkeit preiset. Dieser Glaube kann nicht anders
als in der Liebe thätig sein, das ist seine eigenste Natur, und wie er in
uns wächst, so auch unsere Tüchtigkeit und unser Fleiß in guten Werken
zum Preise Gottes und zum Segen unserer Brüder. Der Glaube ist die
Wurzel des guten Baumes, und seine unausbleiblichen Früchte sind felsen¬
feste Hoffnung und unverfälschte, opferfreudige Liebe. Darum ist die
Liebe, die aus dem Glauben stammt, größer als die Hoffnung und
selbst größer als der Glaube, weil der Glaube sich zum Schauen entfaltet,
die Hoffnung in Erfüllung gehet, die Liebe aber bleibet in Ewigkeit.
Gal. 2, 19—21. — 5, 1—10. — Phil. 4, 8. 9.
223. Ich sende euch!
Matth. 10, 16 — 20.
1. Ich sende euch; geht hin, ihr meine Zwölfe,
erobert mir die Welt,
ich sende euch wie Schafe unter Wölfe,
wehrlos zieht ihr in's Feld;
doch wandelt muthig eure Bahnen,
ihr ziehet mit geweihten Fahnen;
steht wider euch des Satans ganzes Reich:
I ch sende euch!
• - : . . i
2. Ich sende euch; ich bin's, der Herr und Meister,
der euch vom Netz berief;
ich sende euch; ich bin's, der Fürst der Geister,
das euer Bollmachtsbrief!
Und sperrt man Thüren euch und Gassen,
so sprecht: „wir könncn's doch nicht lassen,
Gott will's, drum Platz, o Welt! o Hölle, fieucb!"
Ich sende euch!
3. Ich sende euch; sie werden euch verdammen,
gleichwie sie mir gethan;
ich sende euch in Kerker, Blut und Flammen,
doch geh' ich selbst voran;