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„Oje!“ rief Kurt; „da hat er eine große Kröte herausgebuddelt.“
„Vater, die setzen wir ins Terrarium“, sagte Fritz. „Darf ich sie an—
fassen?“
„Warum denn nicht?“ antwortete der Vater.
„Aber sie ist doch giftig“, meinte Kurt. Ich habe einmal ge—
hört, daß die Kröte einen giftigen Saft ausspritzt.“
„Dieser Saft, mein Kind,“ belehrte der Vater den Knaben, „ist
ziemlich harmlos. Sie schwitzt ihn aus den Drüsen der Haut, beson—
ders hinter den Ohren, aus. Er verursacht allerdings auf den Schleim—
häuten Brennen und Jucken, aber unsern Händen und Fingern schadet
er nichts. Natürlich muß man sich nachher waschen, um nicht unver—
sehens etwas von dem Drüsensaft in die Augen oder in den Mund zu
bekommen.“
„Wird die Kröte denn auch fressen, wenn wir sie mitnehmen?“
ließ sich der wißbegierige Fritz vernehmen.
Der Vater lächelte und sprach: „Kröten nehmen schon draußen
im Freien, wenn man sie nicht weiter stört, Bissen an, die man vor
ihren Schlupfwinkel hält. In der Gefangenschaft aber werden sie so
zahm, daß sie ohne Scheu die Fliege aus der Hhand fressen.“
Kurt hob die Kröte auf und setzte sie in einen leeren Blumen—
topf. Dann rief er: „Ei, da wollen wir sie schon zahm kriegen und
immer lieb zu ihr sein.“
Der Vater sagte: „Cut das! Ihr werdet viel Freude daran
haben. Mit großem Vergnügen erinnere ich mich noch heute daran,
wie ich mir selbst einmal eine Kröte gezähmt habe. Oft machte ich
mir den Spaß, sie abends nach dem Essen auf den Tisch zu setzen.
Da habe ich beobachtet, wie die Kröte Jagd auf die Fliegen machte.
Kaum hatte sie mit ihren Glotzaugen eine Fliege erspäht, so wurde
der Blick starr. Langsam und vorsichtig hob sie ihre Beine, um das
Wild zu beschleichen. Wie ein Jagdhund stand sie vor ihrer Beute.
Ihr schönes Auge funkelte. Die lange Zehe des einen Vorderbeines
zitterte vor Erregung. Dann schnellte sie blitzartig den Kopf vor. Die
Zunge fuhr heraus, und die Fliege war im Magen des Räubers
verschwunden.“
„Fressen die Kröten im Freien auch immer Fliegen?“ fragte Kurt.
„O nein,“ sagte der Vater, „den Kröten und ihren Vettern, den
Fröschen, ist alles recht, was an Larven, KRerbtieren, Würmern und
Sschnecken im Garten zu finden ist. Nur lebend müssen sie sein, tote
Tiere rühren sie nicht an.“
„Das hat der Lehrer uns schon erzählt“, rief Fritz. „Darum
sind sie ja auch so nützlich im Garten.“