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„Gewiß,“ fuhr der Vater fort, „die Kröten sind recht gefräßige
Tiere. Was sie nächtlicherweile erbeuten, führt meistens nicht viel
Gutes gegen unsere Pflanzen im Schilde. Namentlich die bösen Nackt—
schnecken richten viel Unheil an, und ihnen stellt die Kröle besonders
nach. Manche Gärtner haben dies auch schon längst erkannt und
suchen die Kröte auf alle Weise zu hegen.“
„Weißt du was, Vater, da lassen wir unsere Kröte doch lieber
im Garten. Ich meine, das wird dem Tierchen auch besser gefallen.“
Kurt hatte noch nicht ausgesprochen, da hatte der kleine Fritz
den Blumentopf schon umgestülpt.
„So, da hast du deine Freiheit!“ sagte er.
„Recht getan, mein Junge,“ lobte der Vater, „aber nun kommt
zu dem Erdbeerbeete. Ich sah heute morgen eine Menge reifer
Früchte.“
Jubelnd stürmten die Knaben von dannen.
197. Der kleine Bergmann. Von Karl Pilz.
He will ich dir von einem kleinen vierbeinigen Bergmann er⸗
zählen, den man Maulwurf nennt, und dessen Tisch nach der
Arbeit immer nur im Innern der Erde gedeckt ist. Der kurze, dicke
Bursche hat einen sammetschwarzen Bergmannskittel an, der bald
weißlich, bald bläulich schillert und wie ein Pelz behaart ist. Wenn
er anfängt, ein halbes Meter unter der Erde zu arbeiten, hält er
sich mit seinen Schaufelhänden fest; dann bohrt er seine rüsselartige
Schnauze in den lockern Boden, zerscharrt mit den Grabfüßen die
Erde und wirft sie mit außerordentlicher Schnelligkeit hinter sich.
Wenn er nun in diesem Schacht arbeitet, so fallen nicht selten Sand⸗
körner und Erdstückchen von der Decke des Ganges herunter, aber
das erschreckt ihn nicht. Seine kleinen schwarzen Augen, die er selten
gebraucht, sind geschützt und liegen unter dem Pelze verborgen. Auch
die Ohren — Ohrmuscheln hat er gar nicht — sind gut verwahrt;
aber er hat dennoch ein sehr scharfes Gehör. Er hört die leiseste
Erderschütterung und macht sich schnell davon, wenn er einen ven
dächtigen Ton vernimmt.
Sein ganzes Bergwerk legt er wohl ein Meter tief unter
der Erde an, aber er ist sehr vorsichtig bei der Wahl des Platzes,
und das eigentliche Lager sucht er sich gern unter Baumwurzeln
oder unter Mauern zu bereiten. Die vielen Gänge und Röhren,
die zu seiner Wohnung führen, sind die Stollen seines Berg⸗
werkes. Er benutzt sie, wenn er auf die Jagd geht; und er geht