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Schleifer ausgestreckt auf dem Boden, weil er nur so genügen-
den Halt gewinnt, um die Achatsteine fest wider die rund-
laufenden Schleifsteine drücken zu können. Die Ellenbogen
stützt er dabei auf ein niedriges Bänkchen, während er die
Füße hinten gegen eine Holzleiste stemmt. Nicht so mühsam
ist das Polleren der geschliffenen Steine; am angenehmsten
ist die Arbeit in den Goldschmiedewerkstätten, wohin die
Steine zuletzt wandern. Die kostbarsten Schmuckgegenstände
werden in echtes Gold gefaßt, die billigeren aber in eine
goldähnliche Metallmasse, die man Obersteiner Gold nennt.
Ohrringe, Vorstecknadeln, Briefbeschwerer, Petschafte, Man-
schettenknöpfe, Knöpfe für Spazierstöcke und Regenschirme,
alles dies wird hier aus Achat angefertigt. Auch kunstvolle
Sachen, 2. B. fein geschliffene Steine mit zierlich ausgestoche—
nen Köpfen berühmter Männer und allerhand Bildwerken, wer-
den von geschickten Arbeitern geliefert. Handelshäuser in Idar
und Oberstein beschäftigen sich mit dem Verkauf und dem
Versand der Schmuckwaren. In der Gewerbehalle zu Idar
werden die meisten der in den umliegenden Ortschaften ver-
fertigten Achatwaren ausgestellt und verkauft. Dort kann man
sehr kunstvolle Erzeugnisss des Hunsrücker Achatgewerbes
sehen und bewundern.
261. Die Saar. Von Karl Wacker.
Welher Deutsche freut sich nicht, daß die Saar wieder von der
Quelle bis zur Mündung ein deutscher Fluß geworden ist?
Länger als ein Jahrhundert hat ihr Oberlauf zu Frankreich gehört.
Aber der letzte glorreiche Krieg gegen die Franzosen hat diesen Teil
des Flusses wieder mit unserm Vaterlande vereinigt, und nun soll
die Saar von ihrer Quelle an deutsch bleiben für alle Zeiten.
Die Saar entspringt auf dem nördlichen Wasgenwald. Fröhlich
wie ein Kind springt sie von den Höhen der Vogesenberge hinunter
in die lothringische Ebene. Bei Saargemünd tritt sie in die Rhein—
provinz ein, und nun ist es aus mit der fröhlichen Jugend. Denn
bon jezt ab muß sie schwerbeladene Schiffe tragen, die Kohlen und
Eisen nach dem Reichsland und nach Frankreich bhringen. Von der
Saar führt nämlich ein Kanal nach Süden und trifft dort mit einem
andern zusammen, der mit deutschen und französischen Flüssen in