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Die Saar hat mehrere Zuflüsse. Auf der rechten Seite sind
die Blies und die Prims die bedeutendsten, auf der linken Seite die
Nied und die Leuk. Die Leuk ist zwar klein, hat aber dafür etwas
vor den andern voraus. Sie bildet nämlich kurz vor ihrer Mün—
dung einen 20 m hohen Wasserfall, und zwar mitten in der Stadt
Saarburg zwischen den beiden Felshöhen, auf denen die Burg und
die Pfarrkirche stehen.
Bei Konz oberhalb Trier, im Angesicht eines Hügels, auf dem
noch die Trümmer eines römischen Kaiserpalastes zu sehen sind,
mündet die Saar in die Mosel.
262. Der heilige Wendelinus und die Stadt
St. Wendel. Von Johann Becker.
Am Südfuße ·des Bosenbergs, unweit der Blies, liegt in einem
stillen anmutigen Wiesentälchen die Wendelinuskapelle. An die—
sem Orte führte einst Wendelinus, ein Fürstensohn aus Schottland,
ein frommes Einsiedlerleben. Mit freudigem Herzen hatte er aller
irdischen Pracht und allen Genüssen der Welt entsagt, um ungestört
seinem himmlischen Vater dienen zu können. Gering waren seine
Lebensbedürfnisse; vor den Unbilden der Witterung schützte ihn eine
kleine schmucklose Hütte. In seiner Demut hatte er eine Zeitlang
Hirtendienst bei einem reichen Herrn aus Trier angenommen. Täg—
uͤch machte er den weiten Weg nach Tholey, um im dortigen Kloster
dein Gottesdienste beizuwohnen. Wegen seines tugendhaften, gott—
seligen Lebenswandels wählten die Mönche ihn zu ihrem Abte.
Der heilige Wendelinus starb im Jahre 637 und wurde an der
Stelle begraben, wo jetzt die katholische Pfarrkirche steht. Seine
Gebeine ruhen in einem steinernen Sarge hinter dem Hochaltar;
oft wurden sie durch Wunder verherrlicht; zahlreiche Pilgerscharen
zogen bald zu dem Gnadenorte. Nach kurzer Zeit erhob sich ein
Kirchlein, in dessen Nähe sich Gewerbetreibende ansiedelten; sie ge—
währtten Wallfahrern Obdach und Verpflegung. Nach und nach ver—
größerten sich die Häuserreihen, und der Ort erhielt den Namen
St. Wendel, weil er seine Entstehung dem heiligen Wendelinus
verdankt.
Durch das Zusammenströmen so vieler Menschen entstanden
auch die Märkte, und es entwickelte sich ein lebhafter Handel und
Verkehr. Der Wohlstand der Bevölkerung wuchs zusehends, und der
Ort wurde später zur Stadt erhoben.