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wie sie die Dienstmädchen tragen; das sah sehr lustig aus. Aber
ich war gar nicht lustig, denn je mehr Schneeflocken kamen, desto
enger wurde unser Platz, und die zuletzt kamen, erhielten immer die
besten Plätze. Bald konnte ich nichts mehr sehen, und ich dachte:
Ach wenn doch was käme und mich mitnähme! Und es kam etwas.
Ein Mülterchen mit einem roten Schal um den Kopf, mit
einem Sack voll Holz auf dem Rücken, das nahm mich mit. Und
das kam so. Sie rutschte auf der glatten Straße aus. Fast wäre
sie hingefallen, und vor Schreck stand sie still und ließ den Sack in
die Gosse rutschen, um sich auszuruhen. Jetzt ist es Zeit, dachte
ich und faßte mit beiden Händen den alten häßlichen Sack an.
„Pfui, damit magst du gehen?“ sagten die andern; aber ich dachte:
Es ist doch besser als bei euch langweiligen Gesellen zu sitzen,
und ließ nicht los, als der Sack in die Höhe ging. Noch ein paar
andere Kameraden, denen es dort im Rinnstein nicht gefiel, hatten
sich mit aufgehuckt; die ließen sich irgendwo anders, wo es besser
waͤr, wieder fallen. Ich aber hielt mich fest. Das Mütterchen sah
sehr alt aus und hatte keine Zähne mehr, und das Gesicht war voll
bon kleinen Strichen, kreuz und quer. Äber sie lachte immer so für
sich hin, als wenn sie sich freute. Und das machte mich so neu—
gierig, daß ich mich ganz in ihr Haus tragen ließ. Zum Glück
brachte sie mich gleich durchs Haus in einen kleinen Hof hinein;
denn in dem Hause war es warm, und das können wir Schnee—
flocken nicht vertragen. Aber worüber sich die alte Großmutter so
freute, das sollte ich doch noch erfahren. Sie holte nach einiger Zeit
alles Holz aus dem Sack heraus Ind brachte es in die Küche; den
Sack aber legte sie draußen vor das kleine Küchenfenster, und so
konnte ich denn in die Küche hineinsehen. Da stand Großmutter
am flackernden Herdfeuer und kochte Kaffee in einem schwarzen Kessel.
Großmutter aber schaute mit ihren lustigen Augen ins Feuer und
lachte. Und dann ging die Tur auf, und herein kam eine Frau mit
zwei niedlichen Kindern, die hatten alle Pakete; die Kinder aber
hangten sich gleich an die Großmutter, und die nahm eins nach dem
Andern auf den Arm und schüttelte es, daß es lachte. Und nun
gingen sie alle in die Stube. Großmutter holte einen Teller voll
Kuchen und die Kaffeekanne und das Geschirr; und wenn die Stu⸗
bentür aufging, dann sah ich einen hellen, hellen Schein und hörte
Lachen und Rufen. Ich wußle gar nicht, was das alles zu bedeuten
hatte. Dann wurde es auf einmal ganz hell in der Stube, und
ich sah einen hübschen Tannenbaum, an dem Kuchen und Kugeln
hingen und rote, gelbe Und blaue Lichte steckten. O wie schön war
348 Und wie jubelten die kleinen Kinder! Und ich dachte an