Full text: [Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband])

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wie sie die Dienstmädchen tragen; das sah sehr lustig aus. Aber 
ich war gar nicht lustig, denn je mehr Schneeflocken kamen, desto 
enger wurde unser Platz, und die zuletzt kamen, erhielten immer die 
besten Plätze. Bald konnte ich nichts mehr sehen, und ich dachte: 
Ach wenn doch was käme und mich mitnähme! Und es kam etwas. 
Ein Mülterchen mit einem roten Schal um den Kopf, mit 
einem Sack voll Holz auf dem Rücken, das nahm mich mit. Und 
das kam so. Sie rutschte auf der glatten Straße aus. Fast wäre 
sie hingefallen, und vor Schreck stand sie still und ließ den Sack in 
die Gosse rutschen, um sich auszuruhen. Jetzt ist es Zeit, dachte 
ich und faßte mit beiden Händen den alten häßlichen Sack an. 
„Pfui, damit magst du gehen?“ sagten die andern; aber ich dachte: 
Es ist doch besser als bei euch langweiligen Gesellen zu sitzen, 
und ließ nicht los, als der Sack in die Höhe ging. Noch ein paar 
andere Kameraden, denen es dort im Rinnstein nicht gefiel, hatten 
sich mit aufgehuckt; die ließen sich irgendwo anders, wo es besser 
waͤr, wieder fallen. Ich aber hielt mich fest. Das Mütterchen sah 
sehr alt aus und hatte keine Zähne mehr, und das Gesicht war voll 
bon kleinen Strichen, kreuz und quer. Äber sie lachte immer so für 
sich hin, als wenn sie sich freute. Und das machte mich so neu— 
gierig, daß ich mich ganz in ihr Haus tragen ließ. Zum Glück 
brachte sie mich gleich durchs Haus in einen kleinen Hof hinein; 
denn in dem Hause war es warm, und das können wir Schnee— 
flocken nicht vertragen. Aber worüber sich die alte Großmutter so 
freute, das sollte ich doch noch erfahren. Sie holte nach einiger Zeit 
alles Holz aus dem Sack heraus Ind brachte es in die Küche; den 
Sack aber legte sie draußen vor das kleine Küchenfenster, und so 
konnte ich denn in die Küche hineinsehen. Da stand Großmutter 
am flackernden Herdfeuer und kochte Kaffee in einem schwarzen Kessel. 
Großmutter aber schaute mit ihren lustigen Augen ins Feuer und 
lachte. Und dann ging die Tur auf, und herein kam eine Frau mit 
zwei niedlichen Kindern, die hatten alle Pakete; die Kinder aber 
hangten sich gleich an die Großmutter, und die nahm eins nach dem 
Andern auf den Arm und schüttelte es, daß es lachte. Und nun 
gingen sie alle in die Stube. Großmutter holte einen Teller voll 
Kuchen und die Kaffeekanne und das Geschirr; und wenn die Stu⸗ 
bentür aufging, dann sah ich einen hellen, hellen Schein und hörte 
Lachen und Rufen. Ich wußle gar nicht, was das alles zu bedeuten 
hatte. Dann wurde es auf einmal ganz hell in der Stube, und 
ich sah einen hübschen Tannenbaum, an dem Kuchen und Kugeln 
hingen und rote, gelbe Und blaue Lichte steckten. O wie schön war 
348 Und wie jubelten die kleinen Kinder! Und ich dachte an
	        
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