161. Frosch und Maus. — 162. Im Walde. 3
161. Frosch und Maus.
Eine Maus wäre gern über ein Wasser gekommen und konnte
nicht hinüber. Da bat sie einen Frosch um Rat und Hilfe. Der Frosch
war ein Schelm und sprach zur Maus: „Binde deinen Fuß an meinen
Fuß, so will ich schwimmen und dich hinüberziehen.“ Da sie aber aufs
Wasser gekommen waren, tauchte der Frosch unter und wollte die Maus
ertränken. Indem nun aber die Maus sich wehrt und arbeitet, fliegt
eine Weihe daher und erhascht die Maus und zieht den Frosch auch mit
heraus und — frißt sie beide.
Untreue schlägt ihren eigenen Herrn.
Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
Nach Aop.
162. Im Walde.
Wie still und friedsam ist es im Walde, gleichwie in einem Gottes—
hause! Nur der Wind säuselt durch die Wipfel der Bäume und dann
Ind wann läßt ein Vogel seinen Ruf erschallen.
Und so schattig und kühl ist's im Walde! Die Bäume bilden ein
mächtiges Laubdach, welches die brennenden Sonnenstrahlen abhält.
Hoch und kerzengerade ragen die Stämme der Tannen und Fichten
empor und weit breiten die Eichen und Buchen ihre Aste aus. Anmutig
schimmert durch die dunklen Baumstämme die Birke mit der weißen
Rinde und einen schönen Anblick gewährt die Espe mit ihren beständig
zitternden Blättern.
Der Boden des Waldes gleicht mit seiner grünen Moosdecke einem
weichen Teppich, der zu verschiedenen Zeiten mit Blumen und Beeren
bunt gestickt erscheint. Da duftet das liebliche Maiglöckchen; da lachen die
roten Erd⸗ Preisel⸗ und Himbeeren und die schwarzen Heidelbeeren und laden
uns ein zum Genusse. Im Herbste hängen die Haselsträuche voll reifer
Nüsse, mit welchen die Knaben sich alle Taschen füllen und welche sie
zu Hause sich recht gut schmecken lassen.
Viele Tiere haben den Wald zum Lieblingsaufenthalte erwählt, so
das muntere Eichhörnchen oder Eichkätzchen, welches gar behende von
Baum zu Baum springt, der furchtsame Hase, welcher im Dickicht ein
sicheres Versteck und im Winter Schutz vor der Kälte findet, das liebliche
Reh, der stolze Hirsch, aber auch der schlaue Fuchs, der gefürchtete
Räuber voll List und Tücke.
Noch zahlreicher sind die gefiederten Bewohner des Waldes, be—
sonders die Singvögel. Da nistet die kohlschwarze Amsel, das Rotkehlchen
12*