Ludwig II. 1864— 86 und die Kuflösung des Deutschen Bundes. 113
stützen, die König Wilhelm unter Beihilfe des Kriegsministers Roon und
des Generalstabschefs Moltke in rastloser Rrbeit auf die höhe der Zeit
gebracht hatte. Ruf der anderen Seite neigte sich Österreich den Ansprüchen
Friedrichs von Rugustenburg zu und wurde hauptsächlich von Bayern,
wo Ende 1864 v. d. pfordten, ein Gegner Preußens, Ministerpräsident
geworden war, entschieden unterstützt. Die Gegensätze drohten sich bereits
jetzt kriegerisch zuzuspitzen- allein Österreich konnte bei seiner inneren Lage
noch nicht an einen lvaffengang denken. So kam es zu der Konvention
von Gastein 1865, zu einer vorläufigen Teilung des „Tondominiums"
in dem Sinne, daß Österreich Holstein, Preußen Schleswig in Verwaltung
nahm und (gegen eine Entschädigung) Lauenburg erhielt.
fluch eine um diese Zeit beigelegte Krise im Zollverein warf ein Schlaglicht
auf die politische Lage. Preußen hatte 1862 für den verein einen Handelsvertrag mit
Frankreich geschlossen, wogegen sich Österreich verwahrte. Bayern und andere Mittel-
staaten unterstützten den Protest; aber sie mußten nachgeben, als Preußen mit der Auf-
lösung des Zollvereins drohte.
Das Gasteiner Rbkommen konnte nach Lage der Dinge nicht von
Dauer sein- zudem wurde es von den Mittelstaaten äußerst ungünstig
aufgenommen. Österreich duldete das herausfordernde Ruftreten der augusten-
burgischen Partei und wollte sich auf Preußens Beschwerden hierüber nicht
einlassen. Beide Teile wandten sich in Rundschreiben an die deutschen
Hofe und Bismarck warf die Frage der Bundesreform auf, konnte sich
aber mit pfordten, mit dem er zuerst verhandelte, nicht einigen. Weitere
Vorschläge, die von verschiedenen Seiten ausgingen, führten zu nichts- als
Österreich die Entscheidung des ^Bundes anrief, protestierte Preußen und
ließ seine Truppen in Holstein einrücken. Die Frage, um die es sich im
Grunde handelte, welcher Großmacht die Vorherrschaft in Deutschland
gebühre, konnte nur durch das Schwert entschieden werden.
Zu dem Kaiserstaate hielten Süddeutschland, Nassau, beide Hessen,
Sachsen und Hannover, zu Preußen fast alle norddeutschen Kleinstaaten
und Italien, mit dem es ein, Bündnis 'geschlossen hatte. Die öffentliche
Meinung in Frankreich war aus nationaler Eifersucht ausgesprochen
preußenfeindlich; Napoleon blieb zwar äußerlich neutral, sah aber, um
den Volkswünschen zu genügen, insgeheim nach Landerwerbungen aus.
3m Juni 1866 begann der Krieg. General v. d. Tann und Benedek,
der Führer der österreichischen Nordarmee, hatten zu Glmütz den Zusammen-
schluß ihrer Heere vereinbart; allein es kam dazu ebensowenig wie zu
einem gedeihlichen Zusammenwirken der Süddeutschen unter sich. Die meisten
Verbündeten dachten in erster Linie an den Schutz des eigenen Landes
und erleichterten damit dem gemeinsamen Gegner den (Erfolg; überdies
De gel, Leitfaden der Bayerischen Geschichte. 8