Full text: Lesebuch für die Mittelklassen katholischer Volksschulen

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Aber der Fluß kommt an die Stadt mit den hohen Tür— 
men und den schönen Häusern und den vielen Menschen; die 
haben eine Brücke über ihn hergebaut und gehen herüber und 
hinüber, und er muß ruhig darunter herfließen. 
Dann aber kommt er an die schönen Felder und die grünen 
Wiesen und guckt hinein und möchte gern darin herumgehen. 
Da schmilzt der Schnee, und der Regen fällt vom Himmel, und 
die Gapasser des Flusses steigen, bis sie über den Damm hin— 
aussiromen, der sie zurückhalten sollte. Sie dringen in die Fel— 
der und Wiesen, und die ganze Ebene wird ein See. Doch es 
dauert niht lauge, da kehrt der Fluß in sein Bett zurück und 
fließ wieder ruhig zwischen den Ufern weiter und immer weiter. 
Da kommen die Schiffe mit ihren Mastbäumen und mit 
ihren bunten Fähnchen, die im Winde flattern, und mit den 
weißen Segeln, die der Wind aufbläht, wie die Leinwand auf 
der Bleiche Auf den Schiffen sind Männer mit faltigen Hosen 
und bunten Jacken, die klelkern an den Seilen hinauf und span— 
nen die Segel; es sind Matrosen. Die Matrosen sehen in das 
spiegelhelle Wasser und grüßen den Fluß freundlich und fragen: 
„Willst du uns ins Meer tragen?“ Der Fluß spricht: „Ja! 
onmt mit mir; ich trage euch alle“ Und er trägt die Schiffe 
auf seinem Rücken, und der Wind treibt sie bei Täg und Nacht. 
Und bald sind sie am Ende. Sie sehen ein weites Gewäs— 
ser vor sich, größer als zwanzig Flüsse; so weit man sehen kann, 
f Wasser — das ist das Meer. Das kommt ihnen mit gewal⸗ 
gen Wellen entgegen und hrauset, daß sie sich fürchten. Allein 
der Fluß ruft. Hier bring' ich dir das Bächlein, das mit mir 
reisen wollte, und die Schiffe, die ich auf meinem Rücken getra— 
gen haben Nimm du sie nun auf, liebes Meer, ich bin müde 
ünd will mich ausruhen.“ 
212. Das Bãchlein. 
Rarxolĩno Rudolpli.) 
Du Bãchlein, silberhell und Flar, du eilst vorüber 
mmirdar. Am Ufer sten ieh, sinn und ssinn· WVo 
Lommst du herꝰ Wo gehst du hin?“ 
Jeh hLomm aus dumsler Belsen Schoss, mein Lauf geht 
uüber Blum? und Moos; auf meinem Spiegel schuoebt so mild 
des Mauen Himmels freundlich Bild. 
Drum hab ieh frohen Kindessinn, es treibt mich fort, 
weiß nieht, wohin; der mich gerufen aus dem Stein, der, 
denl ieh, wird mein hihrer sein. 
Lesebuch für Mittelklassen. R 
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