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39. Die Sonne und die Tiere.
Willamow.
„O Sonne, scheine nicht so heiß; ich muß vor Nattigkeit und
Schweiß bei meiner Arbeit schier erliegen!« So rief der Esel. —
„Dank für deinen Schein, o Sonnel« rief die Schlange; „mit Vergnũügen
leg' ich mich sstundenlang hinein.“ — Die Eule schrie: „Verschone
mein Gesicht mit deinem mir verhaßten Licht, o Sonne; kann ich doch
kein Schlupfloch finden, vohin dein Strahl nicht dringt! Ich werde
noch erblinden!« — „Wohltät'ge Sonne, sei mir lange noch geneigt!
hub eine Feldmaus an, „es reifen meine Ahren, vollauf kann ich mich
wieder nãhren! — Die Sonne hört es an, scheint fort und — schweigt.
40. Wie hoch mag wohl der Himmel sein?
„Wie hoch mag wohl der Himmel sein?« Das vill ich gleich
dir sagen. Wenn du, schnell vie ein Vögelein, die Flügel könntest
schlagen, und stiegest auf und immer auf in jene blaue Ferne, und
kãämest endlich gar hinauf zu einem schönen Sterne, und fragtest
dort ein Engelein: „Wie hoch mag wohl der Himmel sein?“ dann
sei gewiß, das Englein spricht: „Mein Kind, das weib ich selber nicht;
doch frag einmal dort drüben an, ob jener Stern dir's sagen kann!
Du brauchst indes nicht sehr zu eilen, es sind nur hunderttausend
Meilen.“ Und flögst du nun zum Sternlein dort, man sagt' dir doch
dasselbe Wort, und flõgst du weiter fort und fort, von Stern zu
Stern, von Ort zu Ort, es weiß es niemand dir zu sagen, du wirst
doch stets vergeblich fragen: „Wie hoch mag wohl der Himmel
sein?“ — denn, Kind, das weiß nur OGott allein!
41. Wo wohnt der liebe Gott?
Hey.
1. WVo wohnt der liebe Gott? Sieh dort den blauen Himmel
an, wie fest er steht so lange Zeit, sich wölbt so hoch, sich streckt
so weit, dab ihn kein Mensch erfassen kann. Und sieh der Sterne
gold'nen Schein, gleich als viel tausend Fensterlein; das ist des
lieben Gottes Haus, da wohnt er drin und schaut heraus und schaut
mit Vateraugen nieder auf dich und alle deine Brũüder.
2. WVo wohnt der liebe Gott? Hinaus tritt in den dunkeln Wald,
die Berge sieh zum Himmel gehn, die Felsen, die vie Sãulen stehn,
der Bãume ragende Gestalt. Horch, wie es in den Wipfeln rauscht,
horch, wie's im stillen Tale lauscht! Dir schlägt das Herz, du merkst
es bald, der liebe Gott wohnt in dem Wald. Dein Auge zwar kann
ihn nicht sehen, doch fühlst du seines Odems Wehen.
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