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4. Und alles betet lebendig
um eine selige Ruh,
und alles mahnt mich inständig:
„O Menschenkind, bete auch dul“ Spitta.
153. Der kranke Löwe und der Puchs.
Der Löwe war alt und schwach geworden und vermochte nicht
mehr, sich durch die Jagd genũügenden Unterhalt zu verschaffen
Wollte er nicht Hunger leiden, so üulble er ns List zu Hilfé nehmen.
Er streckto sich also in seiner Doul— aus, neigte das Haupt und
nahm eine stumme Leidensmiene an, als wäre er totkrank. Die
vorũbergehenden Tiere traten näher herzu, als sie sonst pflegten,
ihren kranken König zu sehen; wenn sie aber ganz dieht brnn
gekommen waren, sprang dieser plõtzlieh auf, zerriss und verschlang sie.
Dieses Spiel triob der Lõwe eine geraume Zeit und befand sich
dabei ganz wohl. Da begab sich's, dals auch der Fuchs des Weges
kam. Wohl hörte er den Löwen elzen und sah, wie schlaff er
den Kopf hangen liels und die Gledes streekte; doch liels er sich
nicht täuschen. Die List mit seharfom Buch durehschauend, blieb
er in angemessener Entfernung vor der Höhle stehen. „Wie geht's
Euch, kranker Köõnig?“ fragte er, indem er im Ton doer Stimme
pflichtschuldige Teilnahbme erheuchelto „Schlecht,“ antwortete der
Löwe. „Aber warum kommet du nieht herein u mir?“ — „Das
wag' ich nicht,“ versetzte der Fuchs „Denn wohl sehe ich velse
Fussspuren von solchen, die hineingegangen sind, abeèr beine einzige
von solehen, die wieder herausgekommen wären.“ Nach Luop.
154. Der Mäuseturm.
Hatto, Abt zu FPulda und später Erzbischof von Mainz, lebte im
zehnten Jahrhundert und war ein harter, geiziger Mann, der lieber
die Hand ausstreckte zum Nehmen als um Goben. Da geschah es,
dass eine grosse Hungersnot am Rleingom, ausbrach, und viele
Menschen elendiglich umkamen. Vel— Notleidende sammelten sich
um die Burg zu Mainz, wo Hatto sein Hoflager hatte, und schrieen
um Brot. Der hartherzige Bischok aber verweigerte es ihnen, ob-
gleich seine Speicher gefullt Varen, und schalt sie, dals sie mülsiges,
schlechtes Volk wären und nicht arbeiten wollten Die Armen baten
dringender; da schickte Hatto ene Knechte gegen sie, liels sie er
greifen und so viel ihrer waren, Männer, Weiber, Greise und Kinder,
in eine Scheune sperren. Hierauf gab er Befehbl, die Scheune an
zuzünden. Das war ein schreckliche Anblick, und die Steine hätten
sich mögen darob erbarmen; nur der Bacot be unerweicht und
spottete vielmehr, indem er sagte: Hört, wie die Mäuslein pfeifenl
Da kam das Strafgericht des Immels über Qalto. Ungeheure
Schwärme von Mäusen erschienennn seinem Schlosse, und zuletzt