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b) Treue Liebe bis zum Grabe.
Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
1. Treue Liebe bis zum Grabe 3. In der Freude wie im Leide
schwör' ich dir mit Herz und Hand. ruf' ich's Freund und Feinden zu:
Was ich bin, und was ich habe, „Ewig sind vereint wir beide,
dank' ich dir, mein Vaterland. und mein Trost, mein Glück bist du.“
2. Nicht in Worten nur und Liedern
ist mein Herz zum Dank bereit;
mit der Tat will ich's erwidern
dir in Not, in Kampf und Streit.
4. Treue Liebe bis zum Grabe
schwör' ich dir mit Herz und Hand.
Was ich bin, und was ich habe,
dank' ich dir, mein Vaterland.
c) Gelübde.
Hans Ferd. Maßmann.
1. Ich hab' mich ergeben 3. Will halten und gläuben
mit Herz und mit Hand an Gott fromm und freil!
dir Land voll Lieb' und Leben, Will, Vaterland, dir bleiben
mein deutsches Vaterland! auf ewig fest und treu!
2. Mein Herz ist entglommen, 4. Ach Gott, tu erheben
dir treu zugewandt, mein jung Herzensblut
du Land der Frei'n und Frommen, zu frischem, freud'gem Leben,
du herrlich Hermannsland! zu freiem, frommem Mut!
5. Laß Kraft mich erwerben
in Herz und in Hand,
zu leben und zu sterben
fürs heil'ge Vaterland!
137. Die Schildbürger.
Gustav Schwab.
a) Wie die Schildbürger Licht ins Rathaus bringen.
Die Schildbürger hatten ein Rathaus gebaut, aber dabei die Fenster
vergessen. Als sie es nun einweihen wollten, siehe, da war es ganz finster,
so daß einer den andern nicht sehen konnte. Die Ursache blieb ihnen
aber unbekannt, sa sehr sie auch ihre Köpfe sich darüber zerbrachen; endlich
beschlossen sie, zur Ergründung der Sache einen großen Ratstag zu halten.
Als der festgesetzte Ratstag gekommen, stellten sich die Schildbürger alle—
samt ein, zündeten ein jeder einen Lichtspan an, damit sie in dem finstern
Rathaus einander sehen könnten, und ließen dann ihre Meinungen ver—
nehmen. Die Mehrheit schien sich dahin zu neigen, daß man den ganzen
Bau wieder bis auf den Boden abbrechen und aufs neue aufführen sollte.
Da trat einer unter ihnen hervor, der stets der Allerweiseste gewesen, und
sprach: „Wer weiß, ob das Licht oder der Tag sich nicht in einem Sacke
tragen läßt, gleichwie das Wasser in einem Eimer getragen wird! Keiner
von uns hat es jemals versucht. Darum, wenn es euch gefällt, so wollen