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258. Die Kinder zu Hameln.
Brüder Grimm.
1. Im Jahre 1284 ließ sich zu Hameln ein wunderlicher Mann sehen.
Er hatte einen Rock von vielfarbigem, buntem Tuch an, weshalb er Bunting
soll geheißen haben, und gab sich für einen Rattenfänger aus, indem er
versprach, gegen ein gewisses Geld die Stadt von allen Mäusen und
Ratten zu befreien. Die Bürger wurden mit ihm einig und versicherten
ihm einen bestimmten Lohn. Der
Rattenfünger zog demnach ein
Pfeifchen heraus und pfiff; da
kamen alsbald die Ratten und
Mäuse aus allen Häusern her—
vorgekrochen und sammelten sich
um ihn herum. Als er nun
meinte, es wäre keine zurück,
ging er hinaus, und der ganze
Haufe folgte ihm, und so fuͤhrte
er sie an die Weser; dort schürzte
er seine Kleider und trat in das
Wasser, worauf ihm alle die Tiere
folgten und hineinstürzend er—
tranken. Nachdem die Bürger
aber von ihrer Plage befreit
waren, reute sie der versprochene
Lohn, und sie verweigerten ihn
dem Manne unter allerlei Aus—
flüchten, so daß er zornig und
erbittert wegging.
2. Am 24. Juni, auf Jo⸗
hannis und Pauli Tag, morgens
früh 7 Uhr, nach andern zu
Mittag, erschien er wieder, jeht
in Gestalt eines Jägers, er—
schrecklichen Angesichts, mit einem roten, wunderlichen Hut, und ließ
seine Pfeife in den Gassen hören. Alsbald kamen diesmat nicht Ratten
und Mäuse, sondern Kinder, Knaben und Mägdlein vom vierten Jahre
an, in großer Anzahl gelaufen, worunter auch die schon erwachsene Tochlet
des Bürgermeisters war. Der ganze Schwarm folgte ihm nach, und er
führte sie hinaus in einen Berg, wo er mit ihnen verschwand. Dies
hatte ein Kindermädchen gesehen, welches mit einem Kinde auf dem Arme
von fern nachgezogen war, danach umkehrte und das Gerücht in die Stadt
brachte. Die Eltern liefen haufenweise vor alle Tore und suchten mit
betrübtem Herzen ihre Kinder; die Mütter erhoben ein jämmerliches
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