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gleicht. Ist der Meiler gesetzt, so überzieht man ihn mit dichtem Rasen,
um den Zutritt der Luft abzuschneiden. Nur einige Löcher sind in der
Decke angebracht, aus denen der Rauch in die Höhe steigt. Durch das
Offnen und Schließen dieser Löcher wird das im Innern des großen,
Haufens unsichtbar brennende Feuer im regelmäßigen Zuge erhalten.
Nach wochenlangem Brennen stürzt der Meiler zusammen. —Das Holz
aber ist alsdann in eine leichte schwarze Kohle verwandelt und wird
nun nach den Werkstätten der Schlosser und Schmiede gebracht. — Unter
allen Harzbewohnern verweilen die Köhler am längsten im Walde. Im
Frühjahr ziehen sie fort von Haus und kehren erst kurz vor Anbruch
des Winters wieder heim. Sie bauen sich im Walde eine Hütte aus
jungen Tannenstämmen. Eine einzige Offnung vertritt Tür und Fenster—
In der Mitte ist die Feuerstelle, über welcher an einem eisernen Haken
ein Kessel hängt. Die Lagerstätte ist aus dünnen Baumzweigen und
Moos bereitet. Jede Woche kommen die Frauen der Köhler, um die
notwendigsten Lebensmittel zu bringen. Abends wird die beliebte Köhler—
suppe gekocht. Man schneidet nämlich Brotscheiben und Zwiebeln in
einen Napf, gießt kochendes Wasser darauf, tut etwas Fett viel Salz
und Kümmel daran, und die Suppe ist fertig.
Aber nicht nur Männer sieht man im Walde arbeiten, sondern
auch Frauen, und selbst Kinder ziehen in großen Scharen in den Wald.
Im Sommer suchen sie fleißig nach den duftenden Erdbeeren, den
schwarzblauen Heidelbeeren und den roten Kronsbeeren. Oftmals müssen
sie zwischen Klippen und Felsen emporklettern, um auch die süßen Him—
beeren zu erlangen, aus denen köstlicher Saft gepreßt wird. Sind am
Mittag Körbe und Töpfe noch nicht gefüllt, so lagert sich die Schar an
einer schattigen Stelle zum einfachen Mittagsmahle. Das von Haus
mitgenommene Schwarzbrot wird verzehrt und schmeckt vortrefflich zu
den süßen Beeren, von denen aber nur sehr wenige genascht werden.
Nach kurzer Rast geht es wieder an die Arbeit, und oft erfolgt die
Heimkehr erst am späten Abend. Für den Ertrag der Beeren, die ja
überall gern gekanft werden, besorgt der Vater Brotkorn und Kartoffeln
für den Winter. — Im Herbste werden auch wohlschmeckende, nahr—
hafte Pilze gesammelt und Tannenzapfen aufgelesen. Die letzteren ge—
braucht man zum Feueranzünden, verwendet sie aber auch wohl noch zu
einem andern Zwecke. Wie hübsch sieht ein vergoldeter Tannenzapfen
am Weihnachtsbaume aus! Nach Gude u. a.