Full text: Erstes Lesebuch für die Schulen der deutschen Nordmarken

VIII. Der Vater im Himmel. 123 
steht der Honigtopf.“ Schwesterchen sprach: „Mit nichten, dort 
gieht's die Nachbarin, die an ihrem Penster sitzt und spinnt.“ — 
„So komm mit in den Reller!“ spricht das Brüderchen, „dort 
essen wir Ipfel, und es ist darin stockfinster.“ Schwesterchen 
sprach: „NMit nichten, dort sieht's der liebe Gott; der sitzt im 
Himmel und schaut überall hin und sieht auch im Dunkeln.“ 
Da erschrak das Brüderchen, fürchtete sich und sprach: „MNenn 
das ist, so wollen wir lieber gar nichts essen.“ Leinrich Caspari. 
174. Der Himmel. 
„Wie hoch mag wohl der Himmel sein?“ 
Das will ich gleich dir sagen: 
wenn du, schnell wie die Vögelein, 
die Flũgel könntest schlagen 
und stiegest auf und immer auf 
in jene blaue Ferne 
und kämest endlich gar hinauf 
zu einem schönen Sterne 
und fragtest dort ein Engelein: 
„Wie hoch mag wohl der Himmel sein?“ 
Dann sei gewiss, das Englein spricht: 
„Mein Rind, das weils ich selber miehit; 
doch frag' einmal da drüben an, 
ob jener Stern dir's sagen kann! 
Du brauchst indes nicht sehr zu eilen, 
es sind nur zehn NMillionen Meilen.“ 
Und flögst du nun zum Sternlein dort, 
man sagt' dir doch dasselbe Wort; 
und flögst du weiter fort und fort. 
von Stern zu Stern, von Ort zu Ort: 
es weiss doch niemand dir zu sagen, 
du wirst doeh stets vergeblich fragen: 
Wie hoch mag wohbl der Himmel sein? 
Denn. RKind, das weiss nur Gott allein!“ 
Rudolf LöwWenstein.
	        
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