Full text: [Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband])

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Liegt jedoch das Tier auf einem Steine, so gilt es zunäehst, dasselbe von 
diesem weg auf ein geeignetes Platzchen lin zu transportieren. die kriechen 
samtlich dann unter das tote Tier und tragen und schieben dasselbe bis zu 
der ausgesuchten Stelle. Um zu sehen, was sie wohl beginnen wurden, 
steckte man einen toten Frosch auf ein Rutchen, und dies befestigte man 
in der Erde. Die Totengräber nahten; doeh sie wulsten sieh zu helfen. 
Emsig wuhblten sie die Erde unter der Rute hinweg, bis diese fiel und sich 
nun das Tier auf ebener Erde befand. Haben vis den Leichnam völlig einge- 
senkt, so kriechen sie auf denselben und legen ihre Vier hinein. Ihro Arbeit 
ist vollondet. die breiten ihre Flügel aus und fliegen weiter. Die grossen 10 
Fleisch· und Schmeissfliegen, die so gewaltig summen und so sehön stablblau 
glänzen, kKommen auch herbei und legen ihre Rier ins begrabene Tier. 
Aus allen diesen kleinen Eiern entstehen naeh wenigen Tagen weilsse 
Maden, die mit grosser Gier das Fleisen der loten Maus verzehren, so dals 
nach kurzer Zeit nichts übrig ist, als die Haut und die abgenagten Knochen. 15 
Dann kriechen die grossgewordenen Maden in die Erde, verpuppen sieh hier, 
und im nachsten Jahre Kommen neue Fliegen und neue Totengraberkäfer aus 
der Erde, die das Geschaft ihrer Eltern eder treiben. So wie die Menschen 
von den Lieren, die sie ziehen, von Kuhen, Schafen und Schweinen, alles zu 
benutzen suchen, dass nichts umkommt, so hat auch der liebe Gott in Seinem 
grossen Haushalt der Natur es s0 geordnet, dass selbst das tote Tier nicht 
unbenutat bleibt, dass dis tote Naus noch verwendet wird, um neue Rafer und 
neue Fliegen daraus zu formen, die ihrerseits vieder so vielen Voögeln zur 
Speise dienen. 
192. Die Verwandlung der Insekten. 
(Schubert) 
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Die Klasse der Insekten ist unter den unvollkommneren Tieren dasselbe, 
was die Klasse der Vögel unter den vollkommneren Tierxen ist; denn der 
größte Teil davon ist leicht geflügelt, wie die Vögel. Überhaupt sind die 
Insekten auch in vielen andern Eigenschaften gar merkwürdige Tiere, an 30 
denen sich wundervolle Kunsttriebe, Vorgefühl des Künftigen und vor allen 
Dingen eine Verwandlung und gänzliche Umgestaltung finden, wodurch ein 
und dasselbe Tier zu einem ganz anderen wird Erst ist es z. B. eine häß— 
liche Raupe, die ungemein gefräßig und schädlich ist, indem sie eine große 
Menge von Blättern und Knospen frißt, oder auch ein häßlicher Wurm, der 
von Kot lebt. Auf einmal wird die Raupe krank, sie krümmt und windet 
sich und muß als Raupe sterben, nachdem sie sich öfters noch vorher ihr 
Sterbekleid gesponnen oder ihren Sarg zurecht gemacht hat. Da liegt sie 
oder hängt sie dann lange als tot, und die Raupe ist auch wirklich nicht mehr 
vorhanden. Auf einmal aber bricht der Frühlings-Sonnenschein herein, da 40 
springt der Sarg entzwei; und aus dem Srabe geht nun ein ganz anderes 
Leben hervor, als das vorige war. Es ist ein schöner bunter Schmetterling, 
der all das Schädliche und Häßliche, das die Raupe hatte, abgelegt hat, der 
gar keine Blätter und keinen Kot mehr fressen mag, sondern mit seiner nied⸗ 
lichen langen Zunge allenfalls bloß die Tautröpflein oder auch den Honigsaft 45
	        
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