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10. Der Abend.
Gey)
Wenn am Abend Mann und Kind,
Tier und Vogel müde sind,
Gott der Herr hat's schon gesehen,
Sonne heißt er untergehen,
schickt die stille Nacht hernieder,
spricht zu ihr: Nun decke du
alle meine Kinder zu,
bring zur Ruh die müden Glieder.
Sieh, da kommt die liebe Nacht,
wieget uns in Schlaf ganz sacht;
nur der liebe Vater wacht.
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11. Abendlied beim Schlafengehen.
Cuise Hensel.)
Alle, die mir sind verwandt,
Gott, laß ruhn in deiner Hand;
alle Menschen, groß und klein,
mögen dir befohlen sein.
Kranken Herzen sende Ruh',
nasse Augen schließe zu!
Laß den Mond am Himmel stehn
die stille Welt besehn.
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Müde bin ich, geh zur Ruh,
schließe beide Auglein zu,
Vater, laß die Augen dein
über meinem Bette sein.
Hab' ich Unrecht heut gethan,
sieh es, lieber Gott, nicht an;
deine Gnad' und Jesu Blut
machen allen Schaden gut.
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12. Rätsel.
Gagenbach.)
Ich weiß ein kleines Hämmerlein
in einem dunkeln Kämmerlein,
das pocht und klopfet Tag und Nacht,
ob einer schläft, ob einer wacht.
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Da pocht im dunkeln Kämmerlein
gar leicht und froh das Hämmerlein,
im Takte pocht es, daß dein Fuß
dazu vor Freuden hüpfen muß.
Wohl dir, wenn reine Freud' allein 80
dir pochen macht das Hämmerlein!
Doch wehe, wenn du Böses thust
und da den Hammer spüren mußt!
Da pocht's und pocht's und klopft so
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und macht dir angst und macht dir bang,
bis du zu Vater und Mutter gehst
und reuig deine Schuld gestehst.
Doch stärker klopft's das eine Mal,
und schwächer dann das andre Mal.
Nun höre wohl, was ich dir sag',
und merk auch auf des Hammers Schlag.
Sag' ich: Komm her, o liebes Kind!
O komm, o komme doch geschwind
und sieh, was dir in dieser Nacht
das Christkind Schönes hat gebracht! —
Und ist dir deine Schuld verziehn,
geht wieder stiller her und hin,
dem Uhrwerk gleich, das Hämmerlein
da drinnen in dem Kämmerlein.
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