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19. Die kleinen Müßiggänger. Von Louis Münkel.
D Kinder sollten nach der Schule gehen; aber sie taten sich
zusammen und sprachen: „Was kann das Lernen helfen!
Laßt uns nach dem Walde ziehen! Da spielen die Tierlein, und
z wir wollen mit ihnen spielen.“
Als die Kinder in dem Walde waren, luden sie zuerst die
Käfer zu ihrem Spiele ein. Da summten und brummten die
Käfer um die Köpfe der Kinder, und der eine sprach: „Ich habe
keine Zeit, mit euch zu spielen, ich muß Holz sägen.“ Der
10 andere sagte: „Ich muß erst eine Höhle graben.“ Noch andere
riefen: „Wir müssen uns ein Hüttlein aus Gras bauen; denn
unser altes ist entzwei.“
Nun kamen die Kinder an einen Ameisenhaufen. Hier lief
eine ganze Menge von Ameisen aus und ein. Jedes dieser Tierchen
15 hatte etwas in seine Wohnung zu tragen, und wo es dem einen zu
schwer ward, sprach's zum andern: „Komm, hilf mir!“
Die Kinder schlichen vorbei und fanden Bienlein auf den
Blumen. Die Bienlein waren so eilig und mochten gar nicht zu
den Kindern aufsehen. Sie sammelten Honig und Blütenstaub und
20 flogen dann flink davon.
Die Kinder waren betrübt, als kein Tierlein kam, das mit
ihnen spielen wollte. Aber sie wurden gleich wieder vergnügt, als
sie einen bunten Vogel singen hörten. Das war ein Fink. Die
Kinder liefen zu ihm hin und sagten: „Du kannst so schön singen
26 und hast auch gewiß Lust, mit uns zu spielen.“ Allein der Fink
sagte: „Pink, pink! Flink, flink! Ich muß Mücken für meine
Jungen fangen und dann die Kleinen in den Schlaf singen. Auch
muß ich mich mit den andern Vögeln fleißig im Singen üben,
damit ich dem Wanderer schöne Lieder vorsingen kann.“ Und
zo fort war er.
Auf einmal rasselte es im Busche. Die Kinder erschraken und
schauten hin; aber sie sahen nichts. Sie waren schon lange nicht
mehr so gern im Walde, und eins sagte: „Wenn nur ein Eich—
hörnchen käme und mit uns spielte!“ Da lief eins aus dem Busche
zo und kletterte auf einen Baum. Es kicherte und klatschte und rief: