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gegen 100 berühmte Rechtsgelehrte die allerschwierigsten Rechtsfälle end—
gültig entscheiden.
Die Rechtsanwälte sind die Fürsprecher für die streitenden Parteien
und notwendig, weil die rechtlichen Formen oft so verwickelt sind, daß ein
Rechtsunkundiger nicht damit umgehen kann. Das Prozesseführen wird
freilich teuer durch die Rechtsanwälte, denn diese müssen ebenso gut als
andere Leute von ihrer Arbeit leben. Allein ein guter und ehrlicher
Rechtsbeistand verhütet auch manchen Prozeß, wenn er die Parteien zu
einem gütlichen Vergleiche bewegt und prozeßsüchtige Leute von vorn—
herein abweist.
Deimling.
37. Der Prozeb.
Ja, ja, Prozesse müssen sein!
Gesetzt, sie wären nicht auf Erden,
wie könnt' alsdann das Mein und Dein
bestimmet und entschieden werden?
Das Streiten lehrt uns die Natur;
drum, Bruder, recht' und streite nur.
Du siehst, man will dich übertäuben;,
doch gib nicht nach, setz alles drauf
und laß dem Handel seinen Lauf,
denn Recht mub doch Recht bleiben!
«Was sprecht Ihr, Nachbar? Dieser Rain,
der sollte, meint Ihr, Euer sein?
Nein, er gehört zu meinen Hufen.» —
Nicht doch, Gevatter, nicht, Ihr irrt;
ich will Euch zwanzig Zeugen rufen,
von denen jeder sagen wird,
daß lange vor der Schwedenzeit —
Gevatter, Ihr seid nicht gescheit!
Versteht Ihr mich? Ich will's Euch lehren
dah Rain und Gras mir zugehören.
lch will nicht eher sanfte ruh'n;
das Recht, es soll den Ausspruch tunl —
So saget Kunz, schlägt in die Hand
und ruückt den spirzen Hut der Quere.
cIJa, eln ich diesen Rain entbehre,
so meid' ich lieber Gut und Land.» —
Der Zorn bringt ihn zu schnellen Schritten
er eilet nach der nahen Stadt.
Allein Herr Glimpf, sein Advokat,
war kurz zuvor ins Amt geritten.
Er läuft und holt Herrn Glimpfen ein.
Wie, sprecht ihr, kann das möglich sein,
Kunz war zu Fub und Glimpf zu Pferde?
So glaubt ihr, dab ich lugen werde?
Ich bitt' euch, stellt das Reden ein,
sonst werd' ich, diesen Schimpf zu rãchen,
gleich selber mit Herrn Glimpfen sprechen.
Ich sag' es noch einmal, Kunz holt Herrn
Glimpfen ein,
greift in den Zaum und gruht Herrn
Glimpfen.
Herrly fangt er ganz erbittert an,
cmein Nachbar, der infame Mann,
der Schelm — ich will ihn zwar nicht
schimpfen —
der, denkt nur! spricht, der schmale Rain,
der zwischen unsern Feldern lieget,
der, spricht der Narr, der wäre sein!
Allein, den will ich seh'n, der mich darum
betrũget!
Herry, fuhr er fort, Herr, meine beste
Kuh,
sechs Scheffel Hafer noch dazu —
Quier wieherte das Pferd vor Freuden)
, dient mir wider ihn und helft die Sach'
entscheident —
Kein Mensch», versetzt Herr Glimpf, «dient
sfreudiger als ich.
Der Nachbar hat nichts einzuwenden,
Ihr habt das gröbte Recht in Händen;
aus Euren Reden zeigt es sich.