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nieder. Die kleinern Bäche versiegen und selbst die größern Flüsse werden
wasserarm. Der Landmann aber steht trauernd auf seinem Acker und
fleht, gen Himmel blickend, also: „Siehe, lieber Gott, ich habe gethan,
was ich konnte, habe im Frühjahr gepflügt und gesäet und die keimende
Saat gehütet mit aller Sorgfalt. Du hast sie bewahrt vor bösen Wettern,
und deine Kinder freuten sich der gesegneten Fluren. Sei du uns auch
ferner gnädig und gib uns unser täglich Brot!“ Und der Herr erbarmt
sich seiner Geschöpfe. Dunkle Wolken ziehen am Himmel auf und ver—
finstern die Erde. Blitze zucken, Donner rollen, und rauschender Regen
stürzt hernieder. „Gott öffnet seine milde Hand und erfüllet alles, was
da lebt, mit Segen.“ Bald erklingt die Sense des Schnitters und das
Lied der Schnitterin durch das Ährenfeld. Die Ernte ist da. Schwer—
beladene Wagen mit Korn und Wagen voll frischen Heues fahren dem
Dorfe zu. Der Sommer hat Speise für Mensch und Tier bereitet.
Saftige Beeren und süße Kirschen kommen zu Markte, und ihr Genuß
erquickt uns.
Wer aber die Hitze des Tags getragen, der wandert gegen Abend
zum Ufer des Flusses, um sich im kühlen Bade zu erlaben und zu stärken.
75. Guten Morgen.
Nun reibet euch die Auglein wach! Was nur die Hände rühren kann,
Die Schwalbe zwitschert schon am Dach, das schickt sich jetzt zur Arbeit an.
die Lerche singt schon in der Luft, Die Nachbarsleut' in Stadt und Land,
die Blume prangt in Tau und Duft. sie drücken sich zum Gruß die Hand:
Guten Morgen! Guten Morgen!
Die Sonn' ist längst auf ihrer Bahn, Und alles regt sich nah und fern
auf seinem Posten kräht der Hahn, und rüstet sich und preist den Herrn.
die Tauben flattern aus dem Schlag Ihr wollt doch nicht die letzten sein?
und sonnen sich im ros'gen Tag. Drum stehet auf und stimmt mit ein:
Guten Morgen! Guten Morgen!
76. Ermunterung zum Gebet.
Verschwunden ist die dunkle Nacht,
die ebe Sonn ist schon erwaeht
und blinkt und winkt mir helle zu:
MNun, lebes Rind, erwach aueh dul»