Full text: [Teil 3 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 3 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

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79. Die Sonne und der Wind. 
Einst strikten sich die Sonne und der Wind, wer von ihnen beiden 
der Stärkere sei. Sie wurden einig, derjenige solle dafür gelten, der 
einen Wanderer, den sie eben vor sich sahen, am ersten uötigen würde, 
seinen Mantel abzulegen. 
Sogleich begann der Wind zu stürmen. Regen und Hagelschauer 
unterstütten ihn. Der arme Wanderer jammerte, aber immer fester 
wickelle er sich in seinen Mantel ein und setzte seinen Weg fort, so gut 
er konnte. 
Jetzt kam die Reihe an die Sonne. Mit milder und sanfter Glut 
ließ sie ihre Strahlen herabfallen. Himmel und Erde wurden heiter; 
die Lüfte erwärmten sich. Der Wanderer vermochte den Mantel nicht 
länger auf seinen Schultern zu erdulden. Er warf ihn ab und erquickte 
sich im Schatten eines Baumes, indes die Sonne sich ihres Sieges 
erfreute. 
80. Ein Sommerabend. 
Die Sonne sinkt immer tiefer am Horizonte und verschwindet endlich 
ganz, um die Bewohner der andern Erdhälfte mit ihrem freundlichen 
Lichte zu beglücken. Da, wo sie untergeht, ist der Himmel sanft gerötet, 
gleichsam als wollte sie uns beim Abschiede noch einmal erfreuen und 
grüßen. Allmählich geht nun das Licht des Tages in Dämmerung über, 
und eine erfrischende Kühle tritt an die Stelle der ermattenden Hitze. 
Die Pflanzen, welche im Laufe des Tages nach Erquickung schmachteten, 
richten jetzt ihre Blätter wieder empor, denn ein erfrischender Tau gibt 
ihnen die nötige Stärkung. Alles schickt sich nun zur Ruhe an. Der 
Hirt zieht mit seiner Herde heim, die Vögel suchen ihr Nest, und das 
Wild des Waldes schlüpft in seine Höhlen. Schmetterlinge und Käfer 
suchen in Blumenkelchen oder unter Blättern eine sichere Ruhestätte, und 
auch der Landmann kehrt heim von der Arbeit, um im Kreise der Seinigen 
auszuruhen. 
Friedlich erkönt durch die herrschende Stille in der Natur das Abend⸗ 
geläute und erinnert uns Menschen an die Pflicht, Gott für alle Wohl⸗ 
shaten zu danken, mit welchen er im Laufe des entschwundenen Tages 
seine Kinder erfreute. 
Immer dunkler wird es nun um uns her. Die Nacht bricht herein, 
und mit ihr ziehen freundlich glänzende Sterne und der schimmernde 
Mond am Himmel herauf, um die Finsternis zu erhellen und dem ein—
	        
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