Full text: [Teil 4 = 4. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 4 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

das schon vorhandene Holz fester und dichter. Immer treibt sie neue 
Zweige und neue Blätter; endlich nach vielen, vielen Jahren steht sie 
als ein mächtiger Riese in dem Walde. Ihren Stamm können mehrere 
Männer kaum umfassen. Sie trägt eine große grüne Krone. Jetzt ist 
die Eiche der König des Waldes. 
Wie alle Pflanzen des Waldes der Eiche als ihrem Könige huldigten 
und sich vor ihr neigten, da wuchs hoch droben auf den Ästen des mäch— 
tigen Baumes ein Pflänzchen hervor. Es streckte sich nach Kräften und 
machte sich so breit als möglich, doch trotz aller Mühe ward es nicht 
größer als zwei Spannen, das war die kleine Mistel. Sie wollte König 
sein. Da schüttelten die Bäume vor Lachen ihre Wipfel; sie kannten die 
kleine Mistel gar zu gut und wußten, daß die Drossel die klebrigen 
Samenkörnchen dort hinauf getragen hatte. Darüber ward die Mistel 
der Feind des grünen Waldes. Allenthalben hing sie sich an die Aste 
der Bäume an und sog dieselben aus. Dem Vogelsteller lieferte sie mit 
ihren weißen Beeren Vogelleim, um damit die schönen Vögel wegzu— 
fangen, die Bewohner des grünen Laubes. Niemand mag deshalb die 
böse Mistel leiden, und der Forstmann reißt sie von den Bäumen, wo 
er sie findet. 
130. Das Abenteuer im Walde. 
Es regnete, was herunter wollte. Die Tannen schüttelten den Kopf 
und sagten zu einander: „Wer hätte am Morgen gedacht, daß es so 
kommen würde!“ Es tropfte von den Bäumen auf die Sträucher, von 
den Sträuchern auf das Farnkraut und lief in unzähligen kleinen Bächen 
zwischen dem Moose und den Steinen. Am Nachmittage hatte der Regen 
angefangen, und nun wurde es schon dunkel, und der Laubfrosch, der 
vor dem Schlafengehen noch einmal nach dem Wetter sah, sagte zu seinem 
Nachbar: „Vor morgen früh wird es nicht aufhören.“ 
Derselben Ansicht war eine Ameise, die bei diesem Wetter unter— 
wegs war. Sie war am Vormittage mit Eiern in Tannenberg auf dem 
Markte gewesen und trug jetzt ihren Erlös in einem kleinen, blauen 
Beutel nach Hause. Bei jedem Schritte seufzte und jammerte sie. Das 
Kleid ist hin,“ sagte sie, „und der Hut auch! Hätte ich nur den Regen— 
schirm nicht stehen lassen, oder hätte ich wenigstens die Galoschen angezogen! 
Aber mit Zeugschuhen in solchem Wetter ist gar kein Weiterkommen!“ 
Während sie so sprach, sah sie gerade vor sich in der Dämmerung 
einen großen Pilz. Freudig ging sie darauf zu. „Das paßt,“ rief sie, 
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