Full text: [Teil 4 = 4. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 4 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

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oft auf ebenem Wege, sie schwirrt in der Nacht zwischen den Zweigen der 
Bäume hindurch. Auffallend groß sind die Ohren der Fledermaus, und 
ihr Gehör ist sehr scharff. Von fern schon vernimmt sie das Summen 
des Muͤckenschwarms und des einsamen Käfers, sowie den leisen Flügel— 
schlag der Eule, welche ihr mit Klaue und Schnabel droht. 
Sobald der Tag anbricht, suchen die Fledermäuse ihre Schlupfwinkel 
auf. Einige kriechen in hohle Bäume, andere verstecken sich unter die 
Strohdacher der Scheunen, noch andere schlüpfen in Kirchtürme, in Ruinen 
oder in unbenutzte Schornsteine. — Sonderbar ist die Art, wie sie aus— 
ruhen und schlafen. Sie hängen sich mit den Krallen der Hinterfüße an 
einen Dachsparren oder Holznagel auf, der Kopf ist dabei nach unten ge— 
wendet. Ebenso bringen sie die kalten Tage des Winters zu. Beim Be⸗ 
ginn desselben wickeln sie sich in ihre Flughaut wie in ein Tuch und 
schlafen ein. Wer unten vorübergeht, glaubt wohl, einen Fetzen Spinn⸗ 
gewebe zu sehen, so regungslos hängen sie da. Wenn aber die ersten 
Käfer schwirren, und wenn der Dachs vor seine Hausthür kommt, dann 
wacht auch die Langschläferin auf und wickelt sich aus ihrer Umhüllung. 
Was im Winter Mantel gewesen war, wird zum Flügel und trägt sie 
durch die Luft. 
Man sagt den Fledermäusen nach, daß sie sehr unverträglich seien. 
Auch sonst stehen sie nicht in gutem Rufe. Sie sollen den Menschen gern 
in die Haare fliegen und sie dadurch erschrecken. Man fürchtet sie deshalb 
wohl. Aber es ist nicht recht, daß man sie tötet. Sie vertilgen Millionen 
von Käfern, Raupen und Nachtschmetterlingen. Dabei haben sie noch 
manche andere löbliche Eigenschaft. Gar sorglich pflegt die Fledermaus 
ihre Jungen. Sie verläßt dieselben nicht eher, als bis sie selbst ihre 
Flughäute gebrauchen und Nahrung fangen können. Mit ihren Jungen 
kommt sie aus den Schalllöchern des Kirchturms, mit ihnen flattert sie 
uber den Teich und durch den Kreuzgang des Klosters. Und wenn sie 
bor dem Morgensterne wieder in ihren Winkel heimgekehrt ist, schlägt sie 
die Flughaut um ihre Kinder, daß sie sicher schlafen können, bis die 
Sonne wieder untergegangen ist. 
Wer sagt aber den jungen Fledermäusen, daß sie sich an ihre Mütter 
anklammern und an denselben festhalten müssen, und daß sie ihr Brot 
nirgends anders finden können als in der Luft? Das ist derselbe, von 
dem Salomo schreibt. „Gott hat beide, die Kleinen und die Großen, ge— 
macht und sorget für alle gleich.“ 
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