Full text: [Teil 4 = 4. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 4 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

— 1682— 
beiden wässert ihm der Mund. Von allen Seiten umkreist er die stille 
Wohnung, aber nirgends ist eine Lücke, durch die er hineinkommen 
könnte, und zum Unglück wittern ihn die Hunde. Die kläffen unwillig 
in die kalte Nacht hinein, und Reinecke muß still, wie er gekommen, 
wieder abziehen. Aber was nun anfangen, um den grimmigen Hunger 
zu stillen? Trauben und Kirschen gibt's jetzt nicht, die Vögel haben keine 
Nester auf der Erde, und die Mäuse ruhen tief unter dem Schnee. Da 
muß er sich auf die Hasenjagd begeben, und darum wendet er sich nach 
dem baumfreien Hügel, wo wilde Kaninchen in großer Zahl hausen. Schlau 
forscht er die frischen Fußtritte nach ihrem Bau aus und legt sich des 
Morgens an dem Wachholderbusch in Hinterhalt. Wenn eins der Tiere 
in seine Nähe kommt, dann schneidet er ihm den Weg in seine Wohnung 
ab und treibt es ins weite Feld, wo es leicht seine Beute wird. 
Das gefällt natürlich nicht dem Jäger, der selbst gern den Hasen— 
braten ißt, und er denkt: „Wie erwische ich den Fuchs?“ Er nimmt 
aus seiner Kammer eine schwere eiserne Falle, schlachtet eine Katze und 
bereitet daraus einen köstlich duftenden Braten. Die Falle gräbt er in 
den Schnee und befestigt daran das beste Stück des Fleisches; das übrige 
streut er in einiger Entfernung als Lockspeise aus. Vetter Fuchs riecht 
den Braten und kommt lüstern näher, aber er überlegt wohl, daß Katzen— 
braten nicht auf dem Felde wächst, und ist äußerst behutsam. So frißt 
er die kleineren Brocken und kommt endlich an den größten und schönsten. 
Der würzige Geruch steigt ihm einladend in die Nase — aber, er traut 
dem Dinge nicht, er will seiner Sache gewiß sein und spaziert in weiten 
Kreisen um den verführerischen Ort, stets die Augen begierig dahin ge— 
richtet. Immer näher kommt er — jetzt legt er sich auf den Bauch, 
um mit der ausgestreckten Pfote das Fleisch zu erreichen, jetzt rutscht er 
naͤher, und jetzt will er mit einem Sprunge seine Beute haschen und da— 
von eilen. Aer da schlägt das verräterische Eisen zusammen und faßt 
ihn fest am Kragen — und alles Überlegen, alles Wehren, alles Jammern 
hilft nicht, er muß warten, bis der Jäger kommt, ihn tot schlägt und ihm 
das weiche Fell abzieht. 
Ein kleinerer Bursche als der Fuchs, mit langem, schlanken Leib, aber 
nicht minder listig, ist der Hausmarder. Am Tage schläft er in seinem 
Versteck in Baumlöchern und auf Hausböden, und erst nachts, wenn es 
ruhig um ihn wird, wagt er sich heraus. Sein Hauptvergnügen ist die 
Hühner⸗ und Taubenjagd, und oft werden die Vögel von ihm erhascht. 
Denn da er geschickt an Mauern zu klettern versteht, ist es ihm eine Kleinig—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.