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beiden wässert ihm der Mund. Von allen Seiten umkreist er die stille
Wohnung, aber nirgends ist eine Lücke, durch die er hineinkommen
könnte, und zum Unglück wittern ihn die Hunde. Die kläffen unwillig
in die kalte Nacht hinein, und Reinecke muß still, wie er gekommen,
wieder abziehen. Aber was nun anfangen, um den grimmigen Hunger
zu stillen? Trauben und Kirschen gibt's jetzt nicht, die Vögel haben keine
Nester auf der Erde, und die Mäuse ruhen tief unter dem Schnee. Da
muß er sich auf die Hasenjagd begeben, und darum wendet er sich nach
dem baumfreien Hügel, wo wilde Kaninchen in großer Zahl hausen. Schlau
forscht er die frischen Fußtritte nach ihrem Bau aus und legt sich des
Morgens an dem Wachholderbusch in Hinterhalt. Wenn eins der Tiere
in seine Nähe kommt, dann schneidet er ihm den Weg in seine Wohnung
ab und treibt es ins weite Feld, wo es leicht seine Beute wird.
Das gefällt natürlich nicht dem Jäger, der selbst gern den Hasen—
braten ißt, und er denkt: „Wie erwische ich den Fuchs?“ Er nimmt
aus seiner Kammer eine schwere eiserne Falle, schlachtet eine Katze und
bereitet daraus einen köstlich duftenden Braten. Die Falle gräbt er in
den Schnee und befestigt daran das beste Stück des Fleisches; das übrige
streut er in einiger Entfernung als Lockspeise aus. Vetter Fuchs riecht
den Braten und kommt lüstern näher, aber er überlegt wohl, daß Katzen—
braten nicht auf dem Felde wächst, und ist äußerst behutsam. So frißt
er die kleineren Brocken und kommt endlich an den größten und schönsten.
Der würzige Geruch steigt ihm einladend in die Nase — aber, er traut
dem Dinge nicht, er will seiner Sache gewiß sein und spaziert in weiten
Kreisen um den verführerischen Ort, stets die Augen begierig dahin ge—
richtet. Immer näher kommt er — jetzt legt er sich auf den Bauch,
um mit der ausgestreckten Pfote das Fleisch zu erreichen, jetzt rutscht er
naͤher, und jetzt will er mit einem Sprunge seine Beute haschen und da—
von eilen. Aer da schlägt das verräterische Eisen zusammen und faßt
ihn fest am Kragen — und alles Überlegen, alles Wehren, alles Jammern
hilft nicht, er muß warten, bis der Jäger kommt, ihn tot schlägt und ihm
das weiche Fell abzieht.
Ein kleinerer Bursche als der Fuchs, mit langem, schlanken Leib, aber
nicht minder listig, ist der Hausmarder. Am Tage schläft er in seinem
Versteck in Baumlöchern und auf Hausböden, und erst nachts, wenn es
ruhig um ihn wird, wagt er sich heraus. Sein Hauptvergnügen ist die
Hühner⸗ und Taubenjagd, und oft werden die Vögel von ihm erhascht.
Denn da er geschickt an Mauern zu klettern versteht, ist es ihm eine Kleinig—